Auf das kleine Wort „gut“ kommt es an. Gerade in seiner Steigerungsform zum „besser“ droht es verlorenzugehen. Nicht jede Besserung ist eine gute. Ein Leitartikel von Matthäus Fellinger.
Sie sollen es einmal besser haben – wünschten einst Eltern für ihre Kinder. Heute drückt sie eine andere Sorge: Gut sollen sie es haben – wenigstens gut. Gute Besserung wünscht man dem Kranken. Beklemmend ist es, wenn Besserung nicht mehr zu erhoffen ist. Es wird nicht stets alles wieder gut – geschweige denn besser. Auf das kleine Wort „gut“ kommt es an. Gerade in seiner Steigerungsform zum „besser“ droht es verlorenzugehen. Nicht jede Besserung ist eine gute. Der Wunsch von früher, es möge doch alles besser werden, hatte seinen Preis. Viele haben ihn bezahlen müssen – in den Fabriken der armen Länder, in den Slums neben den großen Städten, auch in der Vernachlässigung seelischer Gesundheit. Vieles wurde besser. Aber war es noch gut? Es war ein Besser zulasten anderer. Und der Gesundheit: Bestünde „gute Besserung“ nicht oft darin, ja zu sagen, wenn es nicht mehr wird wie es war? Es gibt diese Sucht zum Besseren, die es im Guten nicht aushält. Je mehr sie sich breit macht, desto weniger gewinnt sie, was sie anstrebt: Zufriedenheit. Sie findet keinen Platz mehr. Da wird auch die Freude kalt. Manchmal wäre es besser, innezuhalten und sich zu sagen: Lass es nur gut sein!