Die letzte Aufgabe des Menschen in seinem Leben ist das Sterben – und dabei muss man ihm beistehen, sagt der Moraltheologe Günter Virt. Der Experte trat vor der Parlamentarischen Enquete-Kommission vor allem für den Ausbau der Palliativversorgung ein.
Für Virt ist das Thema „Sterben in Würde“ keine rein akademische Frage. „Als Priester habe ich oft Menschen in der letzten Phase des Lebens begleitet. Es geht dann darum, das Leben als Ganzes anzunehmen, um dann loslassen zu können. Als Seelsorger sage ich: Wir dürfen den Menschen die Zeit dafür nicht nehmen.“ Die Enquete am vergangenen Freitag war nur eine von vielen Beratungstätigkeiten des 74-jährigen emeritierten Wiener Universitätsprofessors für die Politik, der unter anderem das Buch „Leben bis zum Ende“ veröffentlicht hat. Er ist Mitglied der Europäischen Gruppe für Ethik der Naturwissenschaften und der Neuen Technologien, welche die EU-Kommission berät, war in der Bioethik-Kommission beim Bundeskanzleramt und hat leitend an einer Empfehlung des Europarats mitgearbeitet, die 1999 den Schutz des Lebens in der Endphase und einen Ausbau der Palliativmedizin forderte.
Bewährte Gesetze zur Sterbehilfe
Letzteres betonte Virt auch am Freitag im Parlament: Es brauche flächen- deckende Palliativversorgung, nachhaltige Finanzierung und Weiterentwicklung der Ausbildung. Österreichs Gesetze mit dem Nein zur Sterbehilfe hätten sich bewährt, sagt Virt. Angesichts von Tendenzen in anderen Ländern, der Tötung auf Verlangen die Türe immer weiter zu öffnen, empfiehlt er eine Absicherung unserer Regelung. Denn durch Sterbehilfe entstehe Druck auf sterbende Menschen: „Eine Hauptsorge Sterbender ist es, niemandem zur Last zu fallen. Wird Töten auf Verlangen gebilligt, beeinflusst sie das“, sagt Virt. Er tritt dafür ein, dass diese Angst am Lebensende keine Rolle spielen darf.