Haslach. Kürzlich haben Pfarre und Gemeinde am Kirchenplatz einen Gedenkstein errichtet, auf dem die zehn namentlich bekannten Euthanasieopfer der Gemeinde verzeichnet sind.
Undenkbar, dass es in einer Gemeinde kein Kriegerdenkmal geben würde. Ausrückung des Kameradschaftsbundes, Kranzniederlegung und das Lied von „Guten Kameraden“ sind ein fester Bestandteil der Feier von Allerheiligen. Während die Gefallenen des Zweiten Weltkriegs in das Gedächtnis der Bevölkerung eingeschrieben sind, fehlt die öffentliche Erinnerung an eine andere Menschengruppe völlig, die ebenfalls in der Zeit der Nazi-Herrschaft ihr Leben verloren haben: die Opfer der Euthanasie. In Haslach ist das anders. Kürzlich haben Pfarre und Gemeinde am Kirchenplatz einen Gedenkstein errichtet, auf dem die zehn namentlich bekannten Euthanasieopfer der Gemeinde verzeichnet sind. Pfarrer Gerhard Kobler betonte bei der Segensfeier, dass die Namen der Euthanasieopfer fortan bleibend auf dieser Gedenktafel stehen. Damit bekommen sie ihre Würde als unverwechselbare Person wieder zurück, die Würde, die sie vor Gott nie verloren haben, so der Pfarrer.
Von der Idee zur Umsetzung
Der Weg zu dieser Erinnerungsstätte war weit. Der Haslacher Schriftsteller Peter Paul Wiplinger hat bereits 2010 im Rahmen der „Langen Nacht der Kirchen“ eine sichtbare Erinnerung an die Euthanasieopfer gefordert. Gemeinsam mit Thomas Engleder konnte er zehn Personen namentlich ausfindig machen, die von 1940 bis 1943 in Hartheim und Niedernhart ermordet worden waren. Bei der Segnungsfeier wies Wiplinger auf einen weiteren Schritt hin, der ansteht: „Nun ist das Projekt verwirklicht, allerdings nicht ganz, sondern nur bis zur Gedenktafel. Das Ziel muss unbedingt sein, diese beklagenswerten Opfer in unser Gedächtnis zurückzurufen, nachzuforschen, wer und wie sie wirklich waren, welche – vielleicht liebenswerten – Menschen sie gewesen sind.“