2015 ist in der Evangelischen Kirche Österreichs das Jahr der Bildung. Die verschiedenen Aktivitäten koordiniert Professor Karl Schiefermair, der die Bedeutung des Religionsunterrichts besonders betont.
„Wir wissen, dass die Attentäter von Paris praktisch keine religiöse Bildung besaßen“, sagt der 58-Jährige, der als Oberkirchenrat der Evangelischen Kirche für Bildung zuständig ist. Auch deshalb betonte er vergangene Woche anlässlich der Präsentation des Jahres der Bildung den Wert des konfessionellen Religionsunterrichts: „Schafft man ihn ab, wird das den Religionsgemeinschaften – auch den Kirchen – nicht reichen. Es würde dann Religionsunterricht ohne jegliche öffentliche Kontrolle geben. Mir ist es anders sympathischer: Als Kirche wollen wir in der Öffentlichkeit stehen, mitdiskutieren und auch kontrolliert werden.“ In Luxemburg soll aktuell der Religions- durch einen Werteunterricht ersetzt werden – Vorstellungen, die auch Politiker verschiedener Parteien in Österreich hegen. Schiefermair tritt dagegen für Ethikunterricht für jene ein, die sich vom Religionsunterricht abmelden.
Pfarrer und Lehrer. Das Jahr der Bildung steht für den aus Graz stammenden früheren Pfarrer und Religionsprofessor in Verbindung mit der Reformation, die 2017 ihr 500-Jahr-Jubiläum/Gedenken begeht, und Auswirkungen auch auf die katholische Kirche hatte: „Ich denke an die evangelischen Schulen, die damals entstanden: Die Jesuiten gründeten die Grazer Uni als Konkurrenz zur evangelischen Landschaftsschule. Auch nach dem Toleranzpatent 1781 stand Bildung in evangelischen Pfarrgemeinden ganz oben: Oft wurden Schulen vor den Kirchen gebaut.“ Heute erhält die Evangelische Kirche neben 44 Kindertagesstätten (Horten und Kindergärten) unter anderem 40 Schulen in Österreich. Sie wollen „Schulen für alle“ sein: nur ein Sechstel der Schüler ist evangelisch und, wenn es nicht notwendig wäre, würde man auf Schulgeld gerne verzichten.