Die Kabarettisten Ernst Aigner und Günther Lainer sorgten in den vergangenen Jahren mit ihren beiden Kirchen-Programmen für Aufsehen. In „Frühling, Sommer, Ernst und Günther“ widmen sie sich einem ganz neuen Thema.
Ausgabe: 2015/24, Aigner, Lainer, Kabarett,
11.06.2015
- Interview: Dominik Hennerbichler
Ernst Aigner schreibt auf seiner Homepage: "Neben starker erotischer Anziehung verbindet sie eine theologische Ausbildung." War es Liebe auf den ersten Blick? (beide lachen) Günther Lainer: Eigentlich überhaupt nicht. Ich kannte die Programme von Ernst teilweise und dachte mir immer: Mein Gott ist der moralisch.
Ernst Aigner: Ich kannte den Günther natürlich auch schon vorher. Angefangen hat alles eigentlich, weil wir von Gerhard Prieler vom Religionspädagogischen Institut angefragt wurden, ob wir denn nicht einen Spezialauftritt vor Supervisoren im Betriebsseminar machen wollen.
Lainer: An diesem Abend hat dann jeder eigene Stücke gespielt. Zwei, drei Nummern spielten wir gemeinsam. Nach der Veranstaltung hab ich dann den Ernst gefragt, ob er schon einmal überlegt hat ein Kabarett über die Kirche zu machen. Und so begann dann quasi unsere gemeinsame Beziehung. (lacht)
Mit „Ich bin der Weinstock und ihr seid die Flaschen“ und „Aktion Schaf“ begaben Sie sich auf relativ unbeflecktes Kabarett-Terrain, mit Erfolg. Aigner: Genau das war die Frage. Manche Kabarettisten machen ja immer wieder mal einen grausamen Seitenhieb gegen die Kirche, aber zu sagen: Wir stehen mitten drin ...
Lainer: ... Wir sind im Glashaus drinnen. Ich als Pastoralassistent und Ernst als Religionslehrer. Das war das Neue daran. Von außen ist leicht hinpecken, aber wenn man selbst Teil des Ganzen ist, schaut die Geschichte gleich anders aus.
„In der Kirche zu sein, ohne Kabarettist zu sein, geht nicht.“ Gilt euer Spruch noch immer? Aigner: Das geht auf die damaligen Turbulenzen rund um Bischof Kurt Krenn zurück. Da hieß es entweder weinen, austreten oder lachen. Wir haben uns für Letzteres entschieden.
Lainer: Es war einfach der Wunsch vorhanden, gegen die konservative Meinung auch unsere Sicht der Dinge zu schildern.
Aigner: Einer unserer Hauptauftraggeber war ja witzigerweise das Katholische Bildungswerk. Und das vorwiegend katholische Publikum hat meistens fest applaudiert. Irgendeinen Nerv müssen wir mit unserem Programm schon getroffen haben, sonst hätten wir keinen zweites machen können. Die Basis der katholischen Kirche scheint in manchen Dingen schon einiges weiter zu sein als ihre Führung.
Lainer: Den Menschen ist es wichtig, über gewisse Themen, die meist total ernst behandelt werden, auch einmal lachen zu dürfen.
Gab es auch Anfeindungen? Aigner: Wenige. Einmal hat uns ein älteres Ehepaar nach einer Vorstellung angeschrien: „Und ihr wollt noch katholisch sein? Geht’s heim!“ Solche Leute sind aber die Minderheit, weil die eh meist nicht ins Kabarett gehen.
Wieviel Humor verträgt die Kirche oder muss sie vertragen? Aigner: Wir haben nie jemanden persönlich beleidigt. Uns war immer wichtig, wenn wir jemanden kritisieren, darf es nicht um die Person gehen, sondern um die Sache.
Lainer: Ich persönlich finde ja, dass in der Kirche viel zu selten gelacht wird. Es heißt doch immerhin die ,frohe Botschaft’. Früher gab es das Osterlachen, bei dem in der Messe lustige Geschichten erzählt wurden, mit dem Ziel, die Menschen zum Lachen zu bringen. Das wurde dann allerdings irgendwann wieder verboten. Das wäre eine Tradition, die es wert wäre, wieder eingeführt zu werden.
In der vorletzten Ausgabe der KiZ hielt Bischof Schwarz erneut an Vorschriften, wie Zölibat oder der Situation geschiedener Wiederverheirateten fest. Viele Gläubige wünschen sich hier eine Veränderung. Wie sieht man das als Kabarettist? Lainer: Das ist der "Schwarz'sche Humor" in der Kirche. (lacht)
Aigner: Ich habe den Eindruck, wenn jemand von der Lehre kommt, dann tut er sich schwer mit Veränderungen. Meines Erachtens geht es aber nicht um irgenwelche Lehren, sondern um ein Grundvertrauen zueinander und zu sagen ,Ich lebe gern'! Das ist Religion. Und wenn man sich auf dieser Basis bewegt, dann braucht man mit niemanden mehr streiten oder jemanden ausschließen.
Lainer: Ich würde mir wünschen, dass die Kirche mehr mit der Gesellschaft mitgeht. Man bekommt ja manchmal das Gefühl die Kirchenführung muss die Kirche gegen das Volk verteidigen.
Das neue, dritte gemeinsame Programm geht in eine ganz neue Richtung. Warum? Aigner: Für uns ist das Thema Kirche soweit durch. Wir haben die heißen Eisen wie Macht oder Sexualmoral schon behandelt. Wir wollen ja nicht ewig das Gleiche beten.
Lainer: Außerdem haben wir das Programm „Aktion Schaf“ fünfeinhalb Jahre gespielt. Noch länger wäre vermutlich Tierquälerei gewesen (lacht). Für uns war es nach dem großen Erfolg des Kirchen-Kabaretts einfach an der Zeit zu schauen, ob wir auch ein „weltliches“ Kabarett so gut hinbringen. Und so geht es diesmal eben um unsere, mittlerweile acht Jahre andauernde Beziehung und vor allem um den Humor, ohne dem geht nämlich gar nix.
Wie kann man sich das Erarbeiten eines Programms vorstellen? Lainer: Das gute ist, dass wir uns sehr gut ergänzen. Ernst ist eher der "Denker" von uns beiden...
Aigner: ...und der Günther entscheidet aus dem Bauch heraus. (lacht) Ich schreibe sehr viel und der Günther mistet dann erstmal gnadenlos aus. Danach setzten wir uns ein paar Wochenenden zusammen und arbeiten das Programm gemeinsam aus.
Lainer: Vieles entsteht aber erst in den Proben. Da merkt man am besten ob ein Schmäh funktioniert oder nicht. Außerdem verändert sich das Stück über den Spielzeitraum ein bisschen. Keine Vorstellung ist gleich und das ist auch gut so.
Wie lautet das eigene Resumeé nach der ersten Halbzeit? Lainer: Sehr gut. Die Vorstellungen sind fast immer ausverkauft und auch uns gefällt‘s noch (lacht).
Aigner: Bisher läuft es echt tadellos. Jetzt werden wir über den Sommer Kraft tanken und im Herbst geht‘s wieder los.