In den letzten Jahren und Jahrzehnten wurde in der Kirche immer mehr bewußt, daß unser Gottesbild sehr lange von patriarchalischen Vorstellungen geprägt war und zum Teil auch heute noch ist. Die männlichen Ausdrucks- und Denkweisen werden durch die Besinnung auf die „mütterliche“ und „frauliche“ Seite Gottes ergänzt, wobei uns klar sein muß, daß Gott weder Mann noch Frau ist, sondern daß es sich um unsere Vorstellungen handelt.Die Lehre vom Hl. Geist kann für dieses Bemühen ein besonderer Kristallisationspunkt sein. Das biblische Wort für den Geist Gottes „ruach“ ist im Hebräischen weiblich und bedeutet: Hauch, Atem, Luft, Wind, Mutterbrust, Seele. Damit wird das Lebensprinzip im Menschen und zugleich die Lebenskraft Gottes bezeichnet. Den vor allem von Frauen getragenen neuen Bemühungen um eine umfassende und ausgewogene Sicht Gottes geht es dabei nicht bloß um Zuweisung von fraulichen und mütterlichen Bildern an den Hl. Geist, sondern um die Freisetzung neuer Kräfte, um stärkere Berücksichtigung der Beziehungsebene im gesamten Glauben und in der Glaubenslehre. Im Vordergrund der Sicht des Menschen steht das miteinander-Verbundensein, die Kommunikation, das gegenseitige Hören und Reden.Zur stärkeren Beachtung des Hl. Geistes gehört auch die Verlebendigung des Spielerischen, des Freudvollen und Ekstatischen. Die Psychologie spricht von der stärkeren Beachtung der rechten Gehirnhälfte, der Emotionen, Phantasie, Spontaneität, Intuition zugeordnet werden. Kirche und Glaube wurden allzusehr von der linken Gehirnhälfte (Verstand) dominiert. In der Liturgie, in der Verkündigung, im gesamten Leben der Kirche soll der ganze Mensch Beachtung finden, soll der Hl. Geist zur Geltung kommen.