Ausgabe: 1998/39, Dialog f. Österreich, Plankensteiner,
24.09.1998 - Hans Baumgartner
Nach harter Arbeit sind die Weichen für den „Dialog für Österreich“ gut gestellt, meint KA-Präsident Christian Friesl. Die Katholische Aktion hat dazu wesentlich beigetragen und will, daß der Zug auch nach dem Delegiertentag weiterrollt. „Die Katholische Aktion hat im letzten Jahr sehr viel Arbeit und Mühe in den ,Dialog für Österreich‘ hineingesteckt, weil wir überzeugt sind, daß diese Chance nicht verspielt werden darf, um die Vertrauenskrise der Kirche und ihre Reformkonflikte zu überwinden“, meint der Präsident der Katholischen Aktion Österreichs, Christian Friesl. Zu Beginn des Jahres hatte Friesl eine Runde namhafter katholischer Persönlichkeiten zusammengetrommelt, um Auswege aus der Krise zu beraten. Neben einer schonungslosen Analyse der Ursachen und Auswirkun- gen der Krise hat das „Forum Kirchenzukunft“ den Bischöfen auch konkrete Forderungen auf den Tisch gelegt, um zu verhindern, daß die Reformdebatte verschleppt und der „Dialog für Österreich“ zu einer – für viele frustrierenden – Alibiveranstaltung wird. In nicht immer einfachen Gesprächen mit den Bischöfen ist es der KA gelungen, daß zum Delegiertentag auch Vertreter/innen des Kirchenvolks-Begehrens eingeladen werden, daß auch die „heißen Eisen“ unter den Reformthemen auf den Tisch kommen und dazu eine Meinungsbildung durch Abstimmung möglich ist. Herzeigbare ErgebnisseDas vorliegende Arbeitsdokument und der geplante Ablauf der Delegiertenversammlung bieten gute Voraussetzungen, so Friesl, daß es in Salzburg zu herzeigbaren Ergebnissen kommt. „Wenn die Delegierten offen und ehrlich ihre Positionen austauschen und – angesichts der Fülle der Themen – auch die nötige Disziplin aufbringen, dann erhoffe ich mir von Salzburg eine brauchbare Momentaufnahme der Kirche nach innen und außen.“ Friesl hofft, daß dieses Meinungsbild, auch dort, wo es um das Klima in der Kirche und um Positionen zur Kirchenreform geht, seine Adressaten findet, bei den Bischöfen und in Rom. „Ich bilde mir nicht ein“, so Friesl, „daß Rom unsere Wünsche sofort erfüllt, aber ich bin überzeugt, daß auch zwischen Rom und den Ortskirchen eine neue Dialogkultur Platz greifen muß. Aus unserer eigenen Erfahrung des letzten Jahres weiß ich, daß Dialog ein hartes Stück Arbeit ist, daß ein derartiger Dialog aber auch ein Lernprozeß ist. Wenn die Kirche Zukunft haben soll, dann muß sich auch Rom stärker auf solche Prozesse einlassen, um der je spezifischen Situation der Ortskirchen und den Anliegen ihrer Gläubigen gerecht zu werden.“ Es werde, so Friesl, auch an den Bischöfen liegen, ob sie beim Ad-limina-Besuch im November in Rom für diesen Dialog eintreten.Bei der Fülle der Themen und Ideen, die bei den Fachtagungen und im Arbeitspapier angesprochen wurden, ist es für Friesl undenkbar, daß der „Dialog für Österreich“ bald zu Ende ist. Zahlreiche Einrichtungen und Organisationen sind aufgerufen, die hier aufgeworfenen Fragen und Positionen in ihrer Arbeit weiterzuverfolgen – das betrifft nicht nur kircheninterne Reformen, sondern grundlegende Fragen der Verkündigung und viele Bereiche des gesellschaftlichen Engagements. Darüber hinaus wird es aber auch notwendig sein, eine strukturierte Form der Weiterarbeit in Form eines synodal zusammengesetzten Gremiums ins Leben zu rufen. Konflikte lassen sich nicht auf Dauer zudecken„Wir sind guten Mutes“, sagt Thomas Plankensteiner von der Plattform „Wir sind Kirche“ (Kirchenvolks-Begehren) in Hinblick auf den Delegiertentag zum „Dialog für Österreich“. „Wenn ich bedenke, wie unsere inhaltlichen Vorschläge und unsere Forderung nach einer Kirchenversammlung zunächst abgeblockt wurden, dann konnte seither doch sehr viel bewegt werden.“Die Rechnung, die vom Kirchenvolks-Begehren auf den Tisch gelegten Reformthemen beim „Dialog für Österreich“ möglichst auszublenden oder kleinzuhalten, sei nicht aufgegangen, meint Plankensteiner. „Durch die Eingaben wurde sehr deutlich unterstrichen, daß man Konflikte nicht zudecken und offene Reformfragen nicht auf den Nimmerleinstag verschieben kann.“ Daß die meistgenannten Themen der tausend Eingaben mit jenen des Volks-Begehrens übereinstimmen, ist für Plankensteiner nicht überrsachend: „Das sind halt Fragen, die den Menschen schon lange unter den Nägeln brennen und von denen viele wünschen, daß endlich Reformschritte gesetzt werden.“ Zum Delegiertentag selber meint Plankensteiner, daß zu viel an Themen hineingepackt wurde. Es wäre besser gewesen, die Themen schwerpunktmäßig auf mehrere Versammlungen aufzuteilen. Plankensteiner hätte lieber auch weniger Kirchenfunktionäre und mehr Frauen und Männer der Basis als Delegierte gesehen. Dennoch sei er zuversichtlich, daß es gelingt, „konkrete Ergebnisse auf den Tisch zu legen, die man gegenüber der Öffentlichkeit und gegenüber den Gläubigen, von denen viele schon sehr ungeduldig sind, mit gutem Gewissen vertreten kann“.Klar ist für die Plattform, daß der Dialog nach dem 26. Oktober weitergehen muß. Plankensteiner plädiert dafür, eine Arbeitsgruppe einzusetzen, die die Umsetzung der Beschlüsse vorantreibt. Zudem sollten alle zwei, drei Jahre Delegiertenversammlungen zu wichtigen Anliegen der Kirchenreform, der Glaubensverkündigung und des gesellschaftlichen Engagements der Christen stattfinden.