Wenn die Eigenschwingung des Turmes und die Anschlagsfrequenz der Glocken gleich sind, kann es sogar bis zum Einsturz kommen. Der kirchliche Glockenreferent empfiehlt den Pfarren erhöhte Aufmerksamkeit.Das Läuten von Kirchenglocken kann unter bestimmten Umständen zur Gefahr für den Kirchturm und anschließender Gebäudeteile werden. Darauf macht der Glockenreferent der Diözese Linz, Siegfried Adlberger, aufmerksam.Jedes Bauwerk hat eine gewisse Eigenfrequenz, in der es bei Wind oder anderen Ursachen schwingt. Ein Kirchturm wird zusätzlich durch das Schwingen der Glocken in Bewegung versetzt. Gefährlich kann es werden, wenn die Bewegung einer oder mehrerer Glocken in oder in der Nähe dieser Eigenfrequenz des Turmes liegen. Dann kommt es zu besonders starken Resonanzerscheinungen, die bei Mauern und Gewölbe große Belastungen verursachen. Diese Situation kann – so der Glockenreferent – unter besonderen Umständen einen Kirchturm sogar zum Einsturz bringen.Früher, als die Glocken durch Muskelkraft - und damit unregelmäßiger - geläutet wurden, kannte man dieses Problem nicht. „Es tritt erst auf, seit Glocken motorisch in Schwung gebracht werden und damit präzise immer in der gleichen Frequenz läuten“, erläutert Adlberger. „Wenn diese Frequenz mit der Eigenfrequenz des Turmes übereinstimmt, kann es zu Problemen kommen.“ Drei Kirchtürme in Oberösterreich wurden in letzter Zeit durch Spezialisten der Universität Karlsruhe auf ihre dynamische Beanspruchung beim Läuten überprüft. In Aurolzmünster, Katsdorf und Riedau, wo die Pfarrverantwortlichen und die Bevölkerung schon seit längerem das Gefühl hatten, daß mit dem Turm beim Läuten der Glocken „was nicht stimmt“, sind inzwischen Sanierungsmaßnahmen eingeleitet worden.In Aurolzmünster war die Bewegung des Kirchturmes beim Läuten sogar mit freiem Auge erkennbar. Hier kann man sich mit einer Veränderung der Schlagzahl beim Läuten abhelfen.In Katsdorf wurde nach dem Krieg ein neuer eiserner Glockenstuhl errichtet, der die Glocken seither zwingt, in eine für das Bauwerk ungünstige Richtung zu schwingen.Die Pfarre Riedau wird das Problem nur mit der Anschaffung von neuen Glocken, die auf das „Eigenleben“ des Turmes abgestimmt sind, lösen können. Die Riedauer haben dadurch auch den Vorteil, das derzeitige Stahlgeläute aus der Zwischenkriegszeit durch ein gut klingendes Bronzegeläute ersetzen zu lassen, wie es jahrhundertelang in der Pfarrkirche Riedau vorhanden war.Glockenreferent Adlberger ist überzeugt, daß es in vielen oberösterreichischen Kirchtürmen ähnliche Schwingungsprobleme gibt. Nicht jeder Kirchturm ist dadurch gleich massiv bedroht. Nur das Zusammentreffen ungünstigster Umstände kann eine Gefährdung bedeuten.Bei den aufgetretenen Problemen handelt es sich vorwiegend um Langzeitschäden. Falls bei Türmen oder anschließenden Gebäuden Schäden bemerkt oder auch starke Bewegungen des Turmes beim Glockenläuten festgestellt werden, empfiehlt Siegfried Adlberger auf jeden Fall das diözesane Baureferat oder das Glockenreferat im Pastoralamt der Diözese Linz, Kapuzinerstraße 84, zu verständigen.Sanierungsmaßnahmen sollten erst nach Rücksprache mit den diözesanen Fachleuten eingeleitet werden.