„Der Gottesdienst ist bei uns ein großes Erlebnis“, sagt der Direktor der diözesanen PÄDAK, Dr. Siegfried Wlasaty, über die Pfarre Ulrichsberg. Wie er gehört auch seine Frau, Mag. Anneliese Wlasaty, zu jener Vielzahl engagierter Christen, die als Kantoren, Lektoren, Ministranten, Chormitglieder, Kommunionhelfer einen wichtigen Beitrag zu lebendigen Gottesdiensten leisten. Pfarrer KsR Mag. August Keinberger freut sich, daß mittlerweile 20 bis 30 Frauen und Männer Lektoren- und 60 Ministranten Altardienst machen. Frauen bzw. Mädchen sind übrigens bei diesen Diensten in der Überzahl.Ein SchulortUlrichsberg ist ein Schulort. Pfarrer Keinberger sieht dadurch für die Pfarre einen erfreulichen Zusatznutzen: Viele Lehrer/innen wohnen im Ort und stellen sich pfarrlichen Aufgaben zur Verfügung. Das Schicksal manch kleiner Pfarre bleibt der Marktpfarre damit erspart. – Wenn einerseits die Bauern im Ort immer weniger werden und andererseits viele Beschäftigte zur Arbeit auswärts sind und auch die Lehrer woanders wohnen, ist es unter der Woche oft schwierig, genügend Leute für wichtige Dienste zu haben, etwa für den Gesang bei Begräbnissen. Ulrichsberg ist da anders. (P. S.: Pendeln als Problem für Hilfsdienste im Ort kennen z. B. auch die Feuerwehren).Liebevolle Sorgfalt der liturgischen Begleitung von der Taufe, über die Erstkommunion, Firmung, Hochzeit bis zum Begräbnis ist eine der Stärken von Ulrichsberg: „Wer zu Grabe getragen wird, der ist noch daheim. Es ist wirklich ein Abschied der Gemeinde“, sagt Pfarrer Keinberger. Die kleine Runde im Pfarrhof bleibt beim Thema Heimat: Kirche soll Heimat geben! Brauchtumspflege gehört dazu. Pfarre und Vereine wirken dabei in Ulrichsberg gut zusammen. „Zur Heimat gehören Feste“, sagt Dir. Wlasaty und fragt: „Wer macht das, wenn nicht die Kirche?“ In Ulrichsberg tragen viele bei, damit schöne Feste für den Alltag stärken. Sonntag für Sonntag sind dies liturgische Feiern mit aufbauenden Predigten, die auf den liebenden Gott verweisen. Feiern, die musikalisch gestaltet sind von einer der vier Gruppen – von der Kinder-Singgruppe (mit ca. 45 Mitgliedern) oder von den Taufsängern (ca. 8 Jugendliche) oder vom Kirchenchor (aus dem sich hin und wieder eine Schola bildet) oder von einer Band.SteckbriefKaum hat man auf der Fahrt nach Norden, dem bayerisch-tschechischen Grenzgebiet zu, das Ortsende von Aigen erreicht, fällt von einer Anhöhe aus der Blick auf den schlanken 57 Meter hohen Kirchturm von Ulrichsberg. Vielleicht stand hier vor knapp 700 Jahren auch der Schlägler Propst Ulrich I. und sah hin auf die waldüberfluteten Hügel. Vielleicht blieb dabei sein Blick auf jenen Höhen hängen, die mitten im Schlägler Herrschaftsgebiet liegen. Jedenfalls ließ er diesen Flecken roden, um eine Siedlung zu errichten, die die Seelsorge in jenem vom Stift schon etwas entfernten Gebiet erleichtern sollte. Die Bauernsiedlung, 1325 begonnen, wurde bald nach ihm „Ulrichsberg“ genannt. Spätestens seit 1584 wird Ulrichsberg ununterbrochen von Prämonstatensern des Stiftes Schlägl geleitet.An der Schwelle zum 15. Jahrhundert wurde schon gelegentlich Gottesdienst gefeiert. Der gotische Kirchenbau wurde etwa um 1500 fertig. Der Turm stammt aus dieser Zeit. 1825 wurde die zu klein gewordene Kirche erweitert und 1979 beeindruckend renoviert: Das Volk versammelt sich auf drei Seiten um den Altar. Die helle, freundliche Kirche ist ein Ort lebendiger Liturgiefeiern.Ulrichsberger EindrückeJe mehr Menschen sich im Bewußtsein engagieren „Wir alle sind Kirche“, desto lebendiger ist Pfarre. Desto mehr aber leidet sie auch darunter was über die Kirche aus den Medien zu erfahren ist. „Das ist nicht die Kirche; Pfarren sind lebendiger“, sagt Pfarrer August Keinberger. Kirche, Pfarre, das heißt in Ulrichsberg u. a. eine wieder erstarkende Männerbewegung, viele aktive Frauen, monatliche Familiengottesdienste, ein Pfarrkindergarten, der über die Kinder auch Eltern mit der Kirche in Verbindung bringt und der Kontakte „über den Zaun hinaus“ pflegt (z. B. zu einem tschechischen Kindergarten). Ein Kindergarten, der auch soziale Projekte unterstützt mit Einnahmen aus dem jährlichen „Bratwürstelsonntag“. „Wir alle sind Kirche“ wird auch erlebbar, wenn Mütterunde und Jungschar im vorigen Jahr mit einem Pfarrkaffee begonnen haben. Es wird erlebbar, wenn man den wunderschönen Blumenschmuck der Kirche sieht, um den sich Christine Miesbauer annimmt, und zu dem viele beitragen, die beim Adventmarkt etwas kaufen, denn der Erlös daraus kommt dem Blumenschmuck zugute. Es wird auch erlebbar im verborgenen Handeln einzelner, die regelmäßig Kranke und alte Menschen besuchen. Kirche ist Gemeinschaft. Das wird erlebbar etwa bei der Jungschar der Pfarre (sechs Gruppen). Oder wenn die Gemeinschaft über den Pfarrboden hinaus gesucht wird, wie etwa beim gemeinsamen Konzert der Ortsmusik und des Kirchenchores vom 20. Dezember 1998. Oder, wenn das bekannte Jazzatelier Ulrichsberg auch in die Kirche mit Konzerten geht.