Maria Szentpetery und Dr. Georg Hubmer setzen sich für Menschen in der Dritten Welt ein. Für ihr Engagement und ihre Projekte erhielten sie 1998 den Solidaritätspreis der Kirchenzeitung.
Obwohl die beiden an unterschiedlichen Projeken arbeiten, haben sie eines gemeinsam: Hubmer hilft mit Cona – dem gerechten Nord-Süd-Handel – und Szentpetery mit dem Linzer Dritte-Welt-Laden Menschen in der dritten Welt. Um Spenden oder Almosen handelt es sich bei ihrer Hilfe aber nicht. „Durch gerechten Handel erhalten die Arbeiter einen menschenwürdigen Lohn“, betonen die beiden Initiatoren. Niemand hätte sich bei Gründung von Cona vor 12 Jahren diesen Erfolg erhofft: Über 100 Produkte aus Nicaragua, Chile und El Salvador werden über Cona vermarktet. Zirka 25 Prozent werden an die Weltläden verkauft, knapp 20 Prozent des Umsatzes macht der direkte Verkauf im Cona-Laden in Ried im Traunkreis (Voitsdorf 55) aus. Der Rest geht an diverse Aktionen, etwa Sei so frei und die Dreikönigsaktion der Jungschar. Cona handelt mit Schaukelstühlen, Holzmöbeln, Ledertaschen, Schmuck und ähnlichem. Kaffee wird nicht angeboten.
Nicaragua: 60 Prozent sind arbeitslos „Der europäische Preis für Kaffee liegt oft unter den Entstehungskosten. Außerdem wollen wir den Menschen in der Dritten Welt zur Vollbeschäftigung verhelfen, Kaffeeplantagen bieten aber nur Saisonarbeitsplätze“, nennt Hubmer einige Gründe dafür. Das ist vor allem in Nicaragua, wo eine Arbeitslosenquote von 60 Prozent herrscht, wichtig. Der direkte Import ohne Zwischenhandel oder die gerechte Preisgestaltung sind nicht alleine die springenden Punkte bei Cona. Die Produkte werden auch gemeinsam mit österreichischen und Dritte-Welt-Mitarbeitern entwickelt. „Wir sagen was gut abzusetzen wäre, sie berechnen das Potential und überlegen die Durchführbarkeit“, erklärt Hubmer. Für diese Verhandlungen reist er jährlich einige Wochen zu den Verhandlungspartnern.
Keine Abhängigkeit von Cona-Produkten „Die Arbeiter sollen nicht von Cona abhängig sein“, betont der Jurist. Mit Produkten für Cona verdienen sie zwar mehr als bei anderen Importorganisationen, der Verdienst ist aber trotzdem an den lokalen Markt angepaßt. „Die Menschen würden sonst ja nur mehr für uns arbeiten wollen.“ So produzieren die Leute etwa 85 Prozent für den eigenen Markt oder andere Organisationen. Eines der derzeit wichtigsten Cona-Projekte sind Solar-Trocknungsanlagen für Holz. „Früher war das Holz oft zu feucht und die Möbelstücke haben sich mit der Zeit verformt oder gebogen“, weiß Hubmer. Mit den neu entwickelten Anlagen wird dies nun behoben. Mittels Solarlufttechnik, also Sonnenkollektoren, wird das Holz in speziellen Trocknungsräumen getrocknet und anschließend fachgerecht verarbeitet. Dieser Vorgang dauert je nach Holzart zwischen einer und drei Wochen. „Gerade nach der Wirbelsturmkatastrophe in Nicaragua ist trockenes Holz lebensnotwendig“, so Hubmer. 10 Anlagen sind in Nicaragua und El Salvador bereits in Betrieb. Doch die Cona-Mitarbeiter gönnen sich keine Pause: Für die Wirtschaftslage ist es notwendig ständig neue Produkte zu entwickeln. „Zurzeit erleben bemalte Holzkreuze aus El Salvador einen Verkaufsboom“, sagt Hubmer. Trotzdem: „Die breite Masse erreichen wir mit unseren Produkten nicht“, bedauert der Cona-Initiator. Er läßt sich nicht unterkriegen: „Ich glaube daran, daß die positiven Seiten am fairen Welthandel überwiegen.“
„Ich will den Blick über den Tellerrand öffnen“ Auch die Geschäftsführerin des Weltladens in der Linzer Auerspergstraße 9, Maria Szentpetery, glaubt an den fairen Welthandel. Im größten Welt-Laden Österreichs werden die Produkte nicht nur verkauft. „Wer will kann sich informieren und mehr über die Lebensbedingungen der Menschen in der Dritten Welt erfahren“, erklärt Szentpetery. Seit über 20 Jahren engagiert sie sich in der Entwicklungshilfe. Gesundheitsvorsorge und Alphabetisierung sind ihre Hauptanliegen. „Mit meiner Arbeit kämpfe ich gegen die Uninformiertheit der Menschen. Ich will den Blick über den Tellerrand öffnen.“ Die 53jährige will den Welt-Laden vom Klischee des „Alternativ-Sein“ lösen: „Wir haben ideale Geschenke für jedermann und -frau, vor allem aber Produkte für den täglichen Gebrauch, Tee, Kaffee oder Gewürze.“ Auch die Literatur fristet im Linzer Welt-Laden kein Schattendasein. „Romane aus Brasilien, Mexico oder Afrika bestechen durch ihre blumige, bildliche Sprache. Hier werden echte ergreifende Schicksale geschildert“, schwärmt Szentpetery.
Ein paar Schritte zu viel für ein Päckchen Kaffee Doch auch sie bedauert, den Großteil der Gesellschaft mit ihrem Anliegen nicht zu erreichen. „Vielen Leuten ist es zu aufwendig für ein Packerl Kaffee ein paar Schritte mehr zu gehen bzw. ein bißchen mehr zu bezahlen“, kann sie viele Menschen nicht verstehen. Auch die Vorurteile gegen die Dritte Welt machen ihr zu schaffen. „Wir leben von der Dritten Welt, ohne Baumwolle, Tee und Kaffee geht es heute nicht mehr. Warum müssen wir unseren Ernährer ausbeuten“, will sie wissen. Besuche bei den Produzenten geben Szentpetery wieder Mut und Motivation. Viele Frauen in Sri Lanka etwa wären ohne die Verpackungen für Tee – handgeflochtene Körbchen – arbeitslos und müßten hungern. „Dafür zu kämpfen und ihnen zu einem gerechten Lohn zu verhelfen lohnt sich“, so die Solidaritätspreisträgerin. „Im Kleinen können wir etwas bewirken und dafür sorgen, daß es auf der Welt gerechter zugeht.“, weiß sie. „Nur manchmal bin ich ungeduldig und wünsche mir, daß es schneller geht.“