Mit der Sommer-Sonne kommt der Königssohn Tourismus und küßt die verschlafene Prinzessin Unterach wach. – Nein, nein, so ist es nicht, aber etwas Wahres ist d’ran.
Unterach hat zwei Gesichter: das des Winters und seiner Randmonate und das des Sommers und der sonnigen Wochen davor bzw. danach. Zwei Gesichter, die auch die Pfarre jeweils anders aussehen lassen.
Der Tourismus prägt
Der vielen Touristen wegen wird im Sommer ein Gottesdienst zusätzlich angeboten (8 und 9.30 Uhr). „Im Sommer kann man pfarrlich nichts machen, weil die Leute durch den Tourismus beschäftigt sind“, teilt Pfarrer Karl Six die Erfahrung der Seelsorger aller Tourismusgebiete. Und doch ist vieles zu tun. „Jetzt kann der Pfarrer nicht auf Urlaub gehen“; es kommen ja viele Gäste in die Gottesdienste. Die Gestaltung der Gottesdienste wird in Unterach das ganze Jahr über besonders hochgehalten. Im Sommer wissen das auch die Gäste zu schätzen. Viele feiern aktiv mit. Die Teilnahme ist oft mit Lob verbunden, erzählt Frau Waltraud Anton. Sie berichtet von Urlaubsgäste-Rückmeldungen: „Wir gehen sonst nicht in die Kirche, aber da schon!“ „Wir freuen uns jedes Mal auf die Messen.“ . . .
Gemeinschaft, Beheimatung
Die Seelsorge kann natürlich nicht bloß auf den Tourismus zugeschneidert sein: In erster Linie ist es die Pfarrgemeinde, die sich um den Tisch des Herrn versammelt, gemeinsam feiert, betet, arbeitet. Und hier kann sich die Pfarre über vieles freuen: Über Gemeinschaft, Beheimatung, gelebte Ökumene, über die vielen, die sich engagieren und „daß auf die Unteracher Verlaß ist“, über einen Pfarrer, der mitten unter den Leuten ist . . . Man hat aber auch Sorgen wie alle Pfarren des Landes: Die Jugendlichen bleiben zunehmend der Kirche fern, es gibt derzeit keine pfarrliche Jugendgruppe, die Kirchenaustritte nehmen zu . . .
Verbundenheit
Unterachs beispielgebende gelebte Ökumene
Lilo Schnetzer ist evangelische Christin und engagiert sich in der katholischen Pfarre Unterach mit viel Herz. Sie hat den Kindergottesdienst ins Leben gerufen, weil sie ihn von ihrer Pfarre her kennt. Sie schätzt, wie die katholische Kirche Feste feiert, was sie als große Bereicherung erlebt. Neue Rituale, neue Lieder sind ihr ans Herz gewachsen. Die evangelische Gemeinde im Atterseegebiet lebt verstreut, etwa 70 von ihnen in Unterach. Dabei den Gemeinde-Charakter aufrechtzuerhalten, ist ganz schwierig. Die katholische Pfarre Unterach gibt der evangelischen Gemeinde in der Pfarrkirche Quartier: Sonntag für Sonntag wird in der Pfarrkirche evangelischer Gottesdienst gefeiert (10.45 Uhr). Und noch ein Beispiel: Seit zweieinhalb Jahren hat die Pfarre einen evangelischen Chorleiter.
Aktive Frauen
Missionsrunde und Frauenbewegung
Sind die Frauen bewegter? Jedenfalls ist die Katholische Frauenbewegung in Unterach aktiv, die Katholische Männerbewegung nicht. „Die Männer sind mehr in den Vereinen engagiert.“ Bewegt in doppeltem Sinn waren die Frauen, als sie vor zwei Jahren Tschernobyl-Kinder, die in Steinbach/A. weilten, zu einem Unterach-Tag einluden. Die Missionsrunde besteht seit 1991. Sie hat 28 Mitglieder und pflegt Kontakt mit sieben Stationen in Afrika und Südamerika. Zweimal jährlich werden an Missions-Adressen in diesen Ländern Pakete verschickt; ihr Inhalt: Kleider, alte Schuhe, gestrickte Decken, Nähzubehör, Toilettsachen . . . Laufender Briefkontakt ist selbstverständlich.
Pfarre hält zusammen
„Es ist schön, daß ich in der Pfarrgemeinde so beheimatet bin. Für mich ist es wichtig und für meine Kinder“, sagt die evangelische Christin Lilo Schnetzer. „Hier trifft man Leute, mit denen man sich versteht“, bestätigt auch Herbert Tuma. Und Johann Baresch sagt: „Bei uns hilft jeder jedem.“Dadurch, daß soviele zusammenhalten, wird etwas zusammengehalten, was sich sonst verlaufen hat“, spielt Gertraud Wesenauer mit Worten: Tradition als Stütze des Glaubens! Neues hat genauso Platz; beides im besten Miteinander. Die Bibelwoche im März war eine Frucht daraus.
Panorama
Kostbarkeiten
In den Bergen hat man einen herrlichen Blick. Wohl wissend, daß nicht alles die Gabe hat aufzufallen und sich manche Schönheit erst zeigt, wenn man nahe an sie herangeht, steigen wir auf den Berg der Schilderung (beim Treffen mit 15 Pfarrmitarbeiter/innen) und betrachten einige Spitzen im Unteracher Pfarr-Panorama: - Der Kosovo-Tag heuer im April wurde mit einem Reinerlös von S 266.000,– abgerechnet. - Die Spendenbereitschaft ist insgesamt erfreulich: Bei der Sternsinger-Aktion wurdenz. B. S 80.000,– gespendet. - 50 Frauen übernehmen im Radeldienst das Kirchenputzen. Es sind auch Frauen, die die Kirche sehr schön schmücken. - Der Turm wurde heuer saniert, die Orgel ist drei Jahre alt. - 44 Ministranten, viele Lektorinnen und Lektoren sowie 3 Organisten versehen Dienst. - Seit neun Jahren trifft sich jeden Freitag ein Gebetskreis. - Der Kirchenchor ist bei jedem Pfarrfest aktiv und singt bei allen Begräbnissen und Hochzeiten. - Gut besucht sind die wöchentlichen Schülergottesdienste und die monatliche Frauenmesse. - In den 70er Jahren begann Pfarrer Six mit Wanderungen für Fremde. Nun führt diese der Tourismusverband weiter.
Steckbrief
Ein Fisch im Wappen, da ist das Wasser nicht fern – und welch ein Wasser – der Attersee! Er hat große Anziehungskraft für tausende Touristen und Erholungssuchende. Ist das Herz im Wappen eine Liebeserklärung an Landschaft und Leute? (Tatsächlich geht das Wappen zurück auf jenes der Salzburger Familie Alt, das in einem Glasfenster und einem Grabstein in der Pfarrkirche Unterach erhalten ist.) Das mit der Liebeserklärung ist aber nicht so weit hergeholt – alleine im Pfarrgemeinderat arbeiten zwei Linzerinnen mit, denen es Unterach angetan hat.
Die Gemeinde, am Südwest-Ufer des Attersees gelegen, konnte bei den Nächtigungszahlen im vorigen Jahr mit über zehn Prozent Steigerung einen beachtlichen Zuwachs verzeichnen. Auch insgesamt ist der Attersee-Tourismus wieder leicht steigend; die höchsten Nächtigungszahlen liegen allerdings schon knapp zehn Jahre zurück.In Unterach wohnen etwa 1.350 Menschen. Arbeit gibt es im nahen EBEWE-Werk. Die Pfarre ist etwas größer; sie reicht in Teile der Gemeinde St. Gilgen hinein. Hier wirkt also die Diözese Linz grenzüberschreitend nach Salzburg. Eines der wenigen Gebiete, wo Diözese und Bundesland nicht deckungsgleiche Flächen haben.