Ab 65 können Priester in Pension gehen, doch viele leisten ihren Dienst bis ins 75. Lebensjahr. Treten sie die Pension an, stehen sie oft vor Problemen. Bei der jüngsten Tagung des Priesterates referierte Mag. Leopold Städtler aus Graz.
Wir sprachen mit ihm.
KIZ.: Priester treten ihre Pension im Schnitt um zehn Jahre später an als andere Berufsgruppen. Was bedeutet das für die Seelsorger?
Städtler: In unserer Diözese Graz schauen wir, dass Priester, die bis 75 ihren Dienst ausüben, etwa mit 60 in eine kleinere Pfarre gehen. Das ist für sie selber eine große Erleichterung. Theoretisch ist es einfach: Ein Priester sollte sich zwei, drei Jahre vor Pensionsantritt darauf vorbereiten. Er sollte wissen, wo er dann hingeht, wie seine Wirtschafterin versorgt ist. Das sind ernste Fragen, die vielen Priestern Angst machen. Am hilfreichsten ist es, wenn ein befreundeter Priester mit ihm darüber im Gespräch ist.
Sollen Priester in der Pension in der eigenen Pfarre bleiben?
Städtler: Früher dachte ich, ein Priester sollte aus der Pfarre unbedingt weggehen, damit der neue Pfarrer freies Feld hat. Heute denke ich, er sollte nach Möglichkeit in seiner gewohnten Umgebung bleiben können. Voraussetzung ist natürlich, dass er nicht dreinregiert. Er kann den jungen Pfarrer vertreten, wenn dieser nicht da ist, er kann in einer Filiale Gottesdienste übernehmen, er kann als Beichtvater zur Verfügung stehen. Er sollte helfen, wo er kann, aber keine Verantwortung mehr übernehmen.
Wie kann eine Pfarre einem alten Priester helfen?
Städtler: Solange ein Priester noch etwas machen kann, ist das kein größeres Problem. Der alte Pfarrer ist beliebt, weil er Zeit zum Reden hat. Doch wenn ein Priester nicht mehr aktiv sein kann, wird die Einsamkeit zum großen Problem. Im ersten, zweiten Jahr kommen die Leute noch, doch dann reißt der Kontakt ab. Priester werden oft vergessen, junge Seelsorger haben wenig Zeit dafür. Diese Einsamkeit abzubauen, das könnten Menschen tun, indem sie ihre alten Priester besuchen. Wichtig wäre, dass in einem Dekanat die aktiven Priester ihre alten Priester nicht vergessen, indem sie etwa einen Besuchsdienst einrichten.
Rechtzeitig vorbereiten
Von den 473 Weltpriestern der Diözese Linz sind 183 älter als 65 Jahre, 83 davon älter als 75. Mit Vollendung des 75. Lebensjahres müssen Priester spätestens um Pensionierung ansuchen. Bis zum Jahr 2010 rechnet man mit einem Sinken der Priesterzahl auf rund 400 bis 410. 40 Prozent der Seelsorger dürften dann älter als 65 sein.Die Bewältigung der Einsamkeit ist für Msgr. Johann Weidinger eines der Hauptprobleme alter Priester. Er nimmt sich in der Diözese Linz um die pensionierten Seelsorger in besonderer Weise an. Priester, so meinte er bei der Tagung des Priesterrates am 17./18. November, seien wie andere Menschen auch von diesem menschlichen Problem betroffen. Priester sollten dabei nicht nur den Kontakt mit ehemaligen Kollegen suchen, sondern das Leben mit anderen Pensionisten teilen, wurde beim Priesterrat angeregt. Dass Geistliche in einem Alter, in dem sie noch die Kraft haben, sich auf die Pension vorbereiten sollen, betonte der frischgebackene Priesterpensionist Rupert Rosner. In Pension zu gehen müsse ja verkraftet werden. Als Provisor wirkt er allerdings in Aistersheim noch weiter. Dass er nach der Arbeit „nach Hause“ fahren kann in die Wohnung in seiner früheren Pfarre, genießt er.