Retten, sammeln, heilen, führen, ermutigen, nach Hause bringen ... auf so viele unterschiedliche Arten begegnet Gott jedem Menschen, will sie und ihn trösten und aufrichten. Denn „mit ewiger Liebe habe ich dich geliebt“ (Jeremia 31,3b).
Wie gut tut uns Menschen doch der Trost. Immer wieder geraten wir in Situationen, in denen wir Trost brauchen, und Momente, in denen wir selbst Trost spenden: Krankheit, beruflicher Misserfolg, Trennung, Arbeitslosigkeit, Verlust eines geliebten Menschen … Wer solche Krisen je durchlebt hat, der weiß, wie wohltuend das Verständnis, ja das Mitgefühl in solchen Lagen sein kann. Trost ist schlichtweg lebensnotwendig, heilsam, eine Form der Liebe! Kein Wunder, dass er großen Raum in der Bibel einnimmt. Und so kleidet ihn der Prophet Jeremia in Heils- und Hoffnungsbilder (siehe 1. Lesung). Gottes tröstendes Wirken wird uns in einer bunten Palette geschildert: Gott rettet, sammelt, heilt, führt, ermutigt und bringt nach Hause. Der Prophet greift dabei auf die Glaubenserfahrung Israels zurück. Immer wieder hat sich Gott um sein Volk bemüht, sich gekümmert, es aus der Ausweglosigkeit befreit und gerettet. Mich führen diese Bilder direkt in meine spirituelle Mitte, aus welcher aller Trost entspringt. Sie vermitteln: Gott steht zu mir, zu meiner Situation und hat Verständnis!
Das hat so gar nichts mit einer billigen Vertröstung zu tun. Vielmehr dürfen wir – mit Blick auf die eigene Geschichte – Glaubensschlüsse ziehen. Wie oft hat sich aus einer ausweglosen Situation, in der wir blind und lahm umhergeisterten, etwas Gutes, neue Perspektiven, ja Sinn und Zukunft entwickelt? Meist offenbaren sich Wege dort, wo wir sie am wenigsten erwarten, oder wo wir gar nichts mehr erwarten. Für mich ist es tröstlich glauben zu dürfen, dass Gott dort Wege findet, wo wir lahm und blind geworden sind. Das lässt mich selbst in schwierigen Situationen atmen und gibt mir Kraft. Wir haben allen Grund von diesem väterlich-mütterlichen Gott zu jubeln, zu singen und selbst zu Werkzeugen seines Trostes zu werden.
Zum Weiterdenken
Was ist für mich tröstlich? Wo erfahre ich Trost und Kraft? Inwiefern kann mir der Glaube/die Bibel dazu eine Hilfe und Kraftquelle sein?
1. Lesung
Jeremia 31,7–9 Ja, so spricht der Herr: Jubelt Jakob voll Freude zu, und jauchzt über das Haupt der Völker! Verkündet, lobsingt und sagt: Der Herr hat sein Volk gerettet, den Rest Israels. Seht, ich bringe sie heim aus dem Nordland und sammle sie von den Enden der Erde, darunter Blinde und Lahme, Schwangere und Wöchnerinnen; als große Gemeinde kehren sie hierher zurück. Weinend kommen sie, und tröstend geleite ich sie. Ich führe sie an wasserführende Bäche, auf einen ebenen Weg, wo sie nicht straucheln. Denn ich bin Israels Vater, und Efraim ist mein erstgeborener Sohn.
2. Lesung
Hebräer 5,1–6 Denn jeder Hohepriester wird aus den Menschen ausgewählt und für die Menschen eingesetzt zum Dienst vor Gott, um Gaben und Opfer für die Sünden darzubringen. Er ist fähig, für die Unwissenden und Irrenden Verständnis aufzubringen, da auch er der Schwachheit unterworfen ist; deshalb muss er für sich selbst ebenso wie für das Volk Sündopfer darbringen. Und keiner nimmt sich eigenmächtig diese Würde, sondern er wird von Gott berufen, so wie Aaron. So hat auch Christus sich nicht selbst die Würde eines Hohenpriesters verliehen, sondern der, der zu ihm gesprochen hat: Mein Sohn bist du. Heute habe ich dich gezeugt, wie er auch an anderer Stelle sagt: Du bist Priester auf ewig nach der Ordnung Melchisedeks.
Evangelium
Markus 10,46–52 Sie kamen nach Jericho. Als er mit seinen Jüngern und einer großen Menschenmenge Jericho wieder verließ, saß an der Straße ein blinder Bettler, Bartimäus, der Sohn des Timäus. Sobald er hörte, dass es Jesus von Nazaret war, rief er laut: Sohn Davids, Jesus, hab Erbarmen mit mir! Viele wurden ärgerlich und befahlen ihm zu schweigen. Er aber schrie noch viel lauter: Sohn Davids, hab Erbarmen mit mir! Jesus blieb stehen und sagte: Ruft ihn her! Sie riefen den Blinden und sagten zu ihm: Hab nur Mut, steh auf, er ruft dich. Da warf er seinen Mantel weg, sprang auf und lief auf Jesus zu. Und Jesus fragte ihn: Was soll ich dir tun? Der Blinde antwortete: Rabbuni, ich möchte wieder sehen können. Da sagte Jesus zu ihm: Geh! Dein Glaube hat dir geholfen. Im gleichen Augenblick konnte er wieder sehen, und er folgte Jesus auf seinem Weg.