Stift Kremsmünster spielte beim Kriegsende eine besondere Rolle
Wahr, aber wenig bekannt: Slowakische Regierung hielt sich im Stift auf
Ausgabe: 2000/18, Kremsmünster, Tiso, Kriegsende
03.05.2000 - Martin Kranzl-Greinecker
Der Priester Jozef Tiso stand von 1939 bis 1944 an der Spitze eines slowakischen Staates, den viele Historiker als Vasallenstaat Hitlers bezeichnen.
Im 2. Weltkrieg war die Slowakei, die zuvor langezeit unter fremder Herrschaft gestanden war, weitgehend von Kriegshandlungen verschont geblieben. Der Präsident, Prälat Dr. Jozef Tiso, hatte sich der antisemtischen Politik des Deutschen Reiches angeschlossen, ihr zumindest nicht entgegengewirkt. Sogar der Vatikan kritisierte damals die Judenverfolgung in der Slowakei. Je weiter die russische Front nach Westen kam, umso dünner wurde die Luft für Tisos Regierung. Schon im November 1944 vermerkte die Kremsmünsterer Stiftschronik, dass mit der Räumung des Konventes begonnen wurde, um der slowakischen Regierung Unterstand zu bieten. Das Stift stand bereits seit 1941 unter NS-Zwangsverwaltung durch die Gestapo.Ende März 1945 verließen führende Persönlichkeiten die slowakische Hauptstadt Pressburg, am 4. April erreichte man Kremsmünster. Auf der Flucht vor den Russen flohen damals zehntausende Slowaken nach Österreich und Deutschland. Da die Slowakei wohlhabend war, hatte die Exilregierung Vorräte mitgebracht. Im Stiftshof von Kremsmünster waren moderne Autos geparkt, auch Lebensmittel, Kohle und andere Güter wurden mitgeführt. Diesen Besitz eigneten sich nach Kriegsende Amerikaner und Einheimische an. Am 4. Mai 1945, einen Tag vor der Ankunft amerikanischer Soldaten, brach im Stift Feuer aus, der Schaden blieb in Grenzen. Die slowakische Regierung wurde interniert. – Tiso selbst hatte das Stift Ende April 1945 verlassen und war nach Altötting gereist, wo ihn die Amerikaner verhafteten. Er wurde der Tschechoslowakei ausgeliefert und 1947 hingerichtet.
Kriegsende in Oberösterreich
- Am 30. April 1945 erreichen die ersten Alliierten OÖ: Bei Kollerschlag und Oberkappel marschiert die 11. Panzerdivision der 3. US-Armee ein. Am 5. Mai kommen die Amerikaner nach Linz, Wels und Enns. - Am 5. Mai werden die Konzentrationslager Mauthausen und Gunskirchen befreit, am 6. Mai das KZ Ebensee. - Am 7. Mai unterzeichnet Wehrmachts-Generaloberst Rendulic vor dem US-General Walker in St. Martin/Innkreis die Kapitulation der Heeresgruppe Ostmark. - Am 8. Mai trifft die Rote Armee von Osten her in OÖ ein. Amerikaner und Russen treffen einander an der Demarkationslinie am Ennsfluss. - Am 8. Mai unterschreiben Mitglieder der slowakischen Exilregierung im Stift Kremsmünster ihre Kapitulation.