52 Jahre der bewegtesten Geschichte von Jerusalem hat Sr. Liliosa im Österreich-Hospiz miterlebt. Am 12. August feierte sie in Vöcklabruck ihre 70-jährige Ordensprofess.
Beginnt Sr. Liliosa zu erzählen, so werden Erinnerungen an ihre Heimat lebendig. Und für Cäcilia Fasching, als die sie in Münzkirchen (Innviertel) am 10. 9. 1907 zur Welt kam, ist das Jerusalem. Dabei sind ihr die Orte ebenso vertraut, wie die Personen, von denen die Bibel erzählt. Dass sie nun die meiste Zeit ans Pflegebett gefesselt ist, vergleicht die Ordensfrau mit der Gefangenschaft des Paulus. „Aber meine Füße haben mich so viel getragen, dass ich ihnen eine Pause gönnen darf.“
In Jerusalem, wo sie 52 Jahre im Österreich-Hospiz lebte, gab es kaum Zeit dazu. Als Franziskanerin von Vöcklabruck war sie freiwillig 1933 dort hingegangen. Noch heute spricht sie begeistert vom Miteinander der Araber und Juden in der Stadt des Friedens.
Für das Wallfahrerzentrum in der Via Dolorosa 37 kam 1939 das Ende. Mit Kriegsbeginn von den Briten konfisziert, wird es zum Internierungslager für deutsche Priester und Ordensleute, wie Sr. Liliosa. Kurz Rot-Kreuz-Lazarett, kommt es 1948 als Regierungsspital an Jordanien. Der mühsam ausverhandelten Rückgabe per 31. Dezember kommt der Sechs-Tage-Krieg 1967 dazwischen, israelische Soldaten erobern den arabischen Ostteil der Stadt. Im Garten explodiert eine Granate, gerade als Sr. Liliosa die Hühner füttert. Als Israel das Spital 1985 schließt und der Kirche in Österreich zurückgibt, geht die stille Heldin nach Vöcklabruck. Jahrzehnte lang hatte Sr. Liliosa das „Hospiz zur Heiligen Familie“ wie ihren Augapfel gehütet.