Ausgabe: 2000/39, Studenten, Studiengebühr, Universität
26.09.2000
- Kirchenzeitung der Diözese Linz
Aus heiterem Himmel – sofern man hier überhaupt von Heiterkeit sprechen kann – wurde Österreichs Studenten nun die Studiengebühr verordnet. Zwischen dem ersten Gerücht davon und dem Beschluss lag kein ganzer Tag. Nicht einmal zum Reden oder verhandeln bleibt mehr Zeit vor lauter Sparen. Zurecht wird protestiert. Wo kommt man hin, wenn Lebensplanungen einfach auf den Kopf gestellt werden? So klein sind die Beträge nicht, dass sie sich Durschnittsverdiener einfach leisten können. Die Rahmenbedingungen mit einem Schlag zu ändern, ist zumindest kein fairer Umgang mit der jungen Generation.
Möglichst schnell durch! Das ist die Konsequenz, die Studierende ziehen werden. Leiden wird – auch – die Qualität. Nicht jeder, der sich Zeit lässt, muss ein Schmarotzer sein. Wenn sich Studenten nur mehr zum Studieren ihres eigenen Fachs Zeit nehmen, wird genau das zu kurz kommen, was für den Zusammenhalt der Gesellschaft so wichtig ist: dass Naturwissenschafter sich auch mit Geisteswissenschaftern treffen, dass Mediziner sich für Ethik interessieren, dass sich Studenten sozial und gesellschaftlich engagieren.
Es geht nicht nur darum, Spezialisten möglichst schnell, effizient und billig hochzuzüchten. Bei den Hühnern ist man von den Legebatterien, wo es nur auf die höchstmögliche Zahl der gelegten Eier ankam, wieder abgekommen. Universitäten sollten nicht zu studentischen Legebatterien verkommen.