Wie jedes Jahr wird die Krone festlich zur Kirche getragen. Erntedank ist. Frauen haben ihre Tracht angezogen. Es gilt zu danken für das, was auf den Feldern gewachsen ist. Mit jedem Jahr sind es weniger, die mit Aussaat und Ernte zu tun haben. Selbst in fruchtbarsten Gegenden ist Landwirtschaft zur Nebenerwerbssache geworden. So viel auch wächst und so schön die Früchte sind, der Preis dafür steht auf einem anderen Blatt. Billige Massenware ist es.
Ganz anders in den Supermärkten. Es fehlt an nichts. Der Konsument merkt nicht, wie eng es um die Existenz vieler landwirtschaftlicher Betriebe geworden ist. Strukturieren wir halt um, heißt es. Es ist ohnehin viel zu viel da von allem. Zwischen zu viel und zu wenig ist allerdings ein schmaler Graben. Es ist ein Trugschluss, dass der „Weltmarkt“ zu jeder Zeit liefern wird, was er heute zu Billigpreisen liefert. Was beim Erdöl zur Zeit passiert, kann auch beim Weizen der Fall sein: Dass Politik gemacht wird mit diesen Produkten und dass es mehr auf die Geschäfte als auf die Versorgung der Menschen ankommt. Da könnte eines Tages teuer zu stehen kommen, womit man sich heute die Sache billig macht.
Erntedank kann Anlass eines Umdenkens sein. Er meint dann ein Wertschätzen dessen, was im eigenen Land gedeiht – und der Menschen, die mit diesen Produkten Zukunft sichern.