Ausgabe: 2000/41, Atomgefahr, Südböhmischen Mütter gegen Atomgefahr, Dana Kuchtova
10.10.2000
- Ernst Gansinger
Ziemlich bald nach dem Fall des Eisernen Vorhangs wurden die Südböhmischen Mütter gegen Atomgefahr gegründet. An ihrer Spitze steht Dana Kuchtova.
„Danke, schlecht!“, antwortet Dana auf meine Frage, wie es ihr geht. Es ist Montag, 9. Oktober 2000. Jener Tag, für dessen Abendstunden oder spätestens die kommenden Morgenstunden die Aktivierung von Reaktorblock 1 im Atomkraftwerk Temelin angekündigt ist. Für Freitag, 13. Oktober, laden die südböhmischen Atomkraftwerksgegner ab 16.30 Uhr zur Demonstration nach Budweis*. Der Widerstand geht also weiter, wenn auch keiner die Enttäuschung verschweigen will.
Dana Kuchtova, die 1961 in Krumau geborene Deutsch-und Tschechisch-Professorin des Krumauer Gymnasiums ist zwar traurig, aber sie sagt auch, dass die Atomkraftwerksgegner seit Jahren auf einen Langlauf eingestellt sind. Mit der AKW-Aktivierung ist der Widerstand nicht aus.
Bei den südböhmischen Müttern sind zur Zeit etwa 200 Menschen aktiv. Ihre nächste öffentliche Aktion ist die Demonstration in Budweis. Dabei wird auf jenen Sockel, auf dem einst die Statue von Klement Gottwald, dem ersten sozialistischen Präsidenten, stand, symbolisch der jetzige tschechische Industrieminister gehoben. Denn die Strukturen, die Art und Weise, wie die Menschen von Entscheidungen ausgeschlossen bleiben, damit die Mächtigen bedient werden können, sind nicht viel anders geworden …
*(J. Opletal-Strasse, gegenüber Restaurant Jlskra), Bus Nr. 3 vom Grand Hotel beim Hauptbahnhof bis zur Haltestelle Sumava)