Tatsächlich. Tschechien nimmt Temelin in Betrieb. Angst und Argumente haben das Ziel nicht erreicht. Mit der radioaktiven Strahlung nach der Inbetriebnahme wird das Atomkraftwerk nahe der österreichischen Grenze über viele Generationen hinaus unter Beobachtung stehen und gewartet werden müssen. In die Angst mischt sich Wut.
Und doch sollte die Enttäuschung nicht dazu verleiten, jetzt in Rachegesinnung zu verfallen. Dann lassen wir die Tschechen eben nicht in die Europäische Union, haben viele schon vorher für den Fall einer Inbetriebnahme gedroht. So verständlich eine solche Reaktion wäre, so gefährlich wäre sie auch. Eine Isolierung würde den Dialog für eine noch viel längere Zukunft lähmen. In der Zeit des Eisernen Vorhangs hätten Proteste aus Österreich nicht die mindeste Chance gehabt. Eine politische Isolierung heute könnte ähnliche Auswirkungen haben.
Nicht eine weitere Entfernung kann das Ziel sein, sondern – trotz aller Enttäuschung – größtmögliche Verbindung. Gerade weil wir ein so großes, ja gefährliches Problem namens Temelin miteinander haben, sollte man jetzt an die bestmögliche Verbindung in Zukunft denken. Dem Risiko einer möglichen Verstrahlung darf man nicht das Risiko einer Vergiftung der Beziehungen hinzufügen. Für ein Umdenken ist es nicht zu spät, auch wenn dieses nun unter schlechteren Voraussetzungen stattfindet.