Kommentar von Hans Baumgartner und Walter Achleitner
Ausgabe: 2000/44, Kommentar
31.10.2000
- Kirchenzeitung der Diözese Linz
Der Spitzelskandal
Die sogenannte „Spitzel-Affäre“ sorgt für kräftiges Rauschen im Blätterwald und für heftigen politischen Schlagabtausch. Aus der Schadenfreude, die bisherigen „Saubermänner“ und „Sauberfrauen“ der Republik ertappt zu haben, droht der eigentliche Skandal der Affäre immer mehr aus dem Blick zu geraten. Ich meine damit die Tatsache, dass in den vergangenen Jahren die Instrumente der Sicherheitsorgane zur Überwachung der Bürger/innen ständig ausgeweitet wurden, ohne dass mit gleichem Ernst und Engagement dem möglichen Missbrauch dieses „Wissens“ ein Riegel vorgeschoben worden wäre. Das Bewusstsein für Menschen- und Bürgerrechte ist in der österreichischen Politik unterentwickelt. Wer das in der Asylpolitik nicht wahrhaben wollte, muss es jetzt bitter erkennen.
Wirksame Ziele
Vor sieben Monaten noch war der Papst zu einem aufsehenerregenden Besuch im Heiligen Land. Während seines „Sieben Tage Friedens“ versuchte Johannes Paul auch Brücken zwischen Israelis und Palästinensern zu bauen. 31 Wochen später ist zerstört, was in mehr als einem Jahrzehnt an Friedensarbeit aufgebaut wurde. Nun spielen beide Seiten mit dem Feuer des Krieges. Auffallend dabei ist, dass vor allem christliche Bevölkerungszentren zu den Brennpunkten von Gewalt und Gegengewalt zählen. Ein Exodus Tausender Christen aus ihrer Heimat hat deshalb in den vergangenen Tagen auch eingesetzt. Doch warum ist eine Stadt wie Bethlehem gerade Ziel der Auseinandersetzungen? Vielleicht weil sich damit die öffentliche Meinung in den westlichen Ländern leichter mobilisieren lässt.