Die Gans ist wohl der heute bekannteste Gesichtspunkt, unter dem der heilige Martin, einst Bischof von Tours, bekannt ist. Als letztes Festessen vor dem Adventfasten hat man sie früher verzehrt. Bei der Bekanntheit mitzuhalten hat es der Mantel schon schwerer, den der Heilige angeblich in einem gottgegebenen Einfall zu Gunsten des Bettlers unter dem Stadttor von Amiens mit seinem Schwert durchtrennt hat. Ist auch schon eineinhalb tausend Jahre her.
Das Stadttor trennte sie – die draußen standen und die drinnen waren. Schutzlos die einen, zumal in Zeiten, da es auf freiem Feld noch gefährlich war und der Schutz nur den Innenbewohnern der Stadt gewährleistet werden konnte. So hat man die Stadttore am Abend auch dicht gemacht. Das Draußen und das Drinnnen. Das ist bis heute die Frage. Schutz, Sicherheit und Wohlstand für die einen, die anderen sich selbst überlassen. Bürger die einen, Bettler die anderen. Ausländer und Inländer. Insider und Außenseiter. Bei der Martinigans die einen, die Notstandsversorgung für die anderen. Zu das Tor, sagen die Verteidiger. Macht hoch die Tür, singen die Christen.
Ein halber Mantel ist nicht so gut wie ein ganzer. Wer teilt, nimmt Nachteile in Kauf. Wer gibt, verliert – ganz nüchtern betrachtet. Doch nur jene werden es als Verlieren empfinden, die ruhigen Gewissens neben dem Armen leben können.