Kommentar von Maria Haunschmidt und Hans Baumgartner
Ausgabe: 2000/46, Meinung
14.11.2000
- Kirchenzeitung der Diözese Linz
Ein Beispiel
Stundenlang hat am letzten Wochenende der ORF über die größte Katastrophe in Österreich seit Jahrzehnten berichtet. Zwei Dinge sind mir dabei besonders aufgefallen: Trotz des enormen Erwartungsdruckes nach immer neuen Bildern, die das Ausmaß der Katastrophe deutlich machen, sind die Sendungsgestalter der Versuchung widerstanden, den Schmerz und Trauer der Angehörigen quotenträchtig auszuschlachten. Anders als etwa beim Grubenunglück in Lassing wurde vorhandenes Bildmaterial nicht gesendet und die zutiefst private Sphäre von schwer getroffenen Menschen weitgehend geachtet. Ebenso bemerkenswert empfand ich, wie in diesen dunklen Stunden Zeichen und Worte des Glaubens gefragt waren – auch in den „weltlichen“ Medien.
Entzaubertes Fest
Der kleine Patrick versteht die Welt nicht mehr. Er hat im Kaufhaus den Weihnachtsmann gesehen – im November! Warum muss er nun noch so lange auf das Christkind warten? Weihnachten ist zum genuss- und „äktschon“-orientierten Konsumschlaraffenland geworden: Während sich die Kirchen leeren, werden die Konsumtempel immer voller. Der schon Wochen vor Weihnachten einsetzende Rummel ist Auswuchs eines zunehmend sinnentleerten Brauchtums und einer schwindenden Feierkultur. Leicht ist es nicht, sich dem kommerziellen Trubel zu entziehen. Es gelingt nur im Gegensteuern und im bewussten Setzen kleiner Schritte in Richtung einer einfachen Krippe mit dem „Christus-Kind“: Mit Ruhe, Besinnung und gemeinsamem Erleben. Was wir aus Weihnachten machen, liegt aber noch immer an uns selber.