Als „Missionarin auf Zeit“ bei den Ärmsten in Chile
Ausgabe: 2000/47, Chile, Missionarin auf Zeit, Petra Stockinger
21.11.2000
- Judith Moser
Petra Stockinger aus Ungenach erzählt von ihrem Einsatz als „Missionarin auf Zeit“ (MAZ) in Chile:
Im August 1999 brach ich zu meinem einjährigen Einsatz auf. Bepackt mit einem großen Rucksack und dem Lied im Hinterkopf „Voll Vertrauen gehe ich den Weg mit dir, mein Gott“, kam ich in Santiago, der Hauptstadt Chiles an. Auf der Fahrt zum Konvent prallten die Eindrücke der Sechs- Millionen-Stadt (Hochhäuser, Geschäfte, Verkehr, Smog) auf mich ein. Ich hatte Zeit zum „Ankommen“ und Spanischlernen. Beim ersten Kontakt mit Chilenen wurde mir klar, dass ich „nada“ (nichts) verstand.Nach einem Monat ging es dann nach El Monte, meiner Einsatzstelle – 45 Kilometer westlich von Santiago, zu den acht Steyler Missionsschwestern, die eine Mädchenschule und ein Seniorenheim betreuen. Gleich ging es auf in die Schule zum Eisverkaufen – so konnte ich mit den lebhaften Mädchen in Kontakt kommen.
Bitterer Alltag
Außerdem schloss ich erste Kontakte mit Menschen der Pfarre, um bei „Ayuda fraterna“ mitzuarbeiten. Die Gruppe hilft den Ärmsten mit Kleidung, Lebensmittelpaketen, warmem Essen und Medikamenten. Ich sortierte Altkleidung, die dann verteilt wurde (dabei machte ich auch Bekanntschaft mit Flöhen!). Mit den Frauen von Ayuda fraterna besuchte ich Menschen zu Hause. Holzhütten mit Lehmböden ohne Licht und Wasser, Alkoholismus, Drogen, Hunger und Krankheit sind die Realität vieler Menschen in El Monte. Trotzdem strahlten sie kaum Hoffnungslosigkeit aus, sondern verabschiedeten uns mit einem Lächeln und: „Gott wird uns helfen.“Einmal wöchentlich kamen bis zu 100 Kinder zu „Infancia misionera“, um von der Bibel zu hören. Ich sehe meinen MAZ-Einsatz als großes Geschenk. Chile ist für mich kein unbekanntes Land am Ende der Welt, sondern mich verbinden viele persönliche, schöne Begegnungen und Erinnerungen.
Für Interessierte gibt es MAZ-Informationswochenenden: von 8. bis 12. 12. 2000 in Mödling, im Februar 2001 in Wilhering. Info: Sr. Magdalena Eichinger, Tel. 02266/627 40.