Der jüngste Vorstoß von Sozialminister Haupt für ein dreijähriges Karenzgeld dürfte wohl einer der letzten dieser Art gewesen sein. Künftig wird das Gegenargument nicht nur auf „zu teuer“ lauten. Auch wenn das Geld aus einem anderen Topf kommt, wird die Wirtschaft zunehmend weniger Freude haben, Arbeitskräfte so lange nicht zur Verfügung zu haben.
War bislang alles gut, was den Arbeitsmarkt entspannte, so kommen jetzt die Jahre, in denen Arbeitskräfte in vielen Bereichen dringend benötigt werden. Bei den hochspezialisierten Berufen der Computertechnik ist es so, aber auch bei den ganz traditionellen Facharbeiterberufen. Für die Pflege in Bezirksaltenheimen gibt es viel zu wenig Personal.
Der Arbeitsplatz Familie gerät noch mehr unter Druck. Sahen sich Frauen, die so bald als möglich wieder in die Arbeit zurückgekehrt waren, bislang dem Vorwurf ausgesetzt, sie würden ihre Kinder vernachlässigen, könnte es bald umgekehrt sein – dass man ihnen unterstellt, sie nähmen das Private wichtiger als die öffentlichen Interessen. Sie werden sich rechtfertigen müssen.
Was es braucht, wird Selbstbewusstsein sein, damit man sich weder abwerben noch abschieben lässt von dem, wo man am nötigsten ist. Die Antwort darauf kennt nicht der Markt, das wissen am ehesten die Betroffenen selbst.