Am 22. Jänner kommt es zum „Runden Tisch“ der Kirche in Österreich. Mit dabei: Walter Kasper, zweiter Mann in Sachen Ökumene im Vatikan.
Seit September 2000 führen zwei Schreiben aus dem Vatikan, „Dominus Iesus“ und der geheime Brief über die Schwesterkirchen, zur Belastungsprobe vor allem der katholisch-protestantischen Beziehungen. In Österreich folgte mit dem Trauergottesdienst für die Opfer von Kaprun im Salzburger Dom ein weiterer Härtetest der Ökumene im Windkanal. Und die Beziehungen halten. Denn die Kirchen treffen sich nun mit „gegenseitigem Respekt und Vertrauen“ zum Runden Tisch in Wien. Dass Bischof Walter Kasper (67) aus Rom dazu anreist, unterstreicht die Bedeutung. Denn als Sekretär des „Päpstlichen Rates für die Einheit der Christen“, und vielleicht schon bald als dessen Präsident, beeinflusst er seit Juli 1999 die Ökumene des Vatikan.
Kasper macht kein Geheimnis: die Grundaussagen von Dominus Iesus teilt er. „Ton und Sprache“ hätten aber „freundlicher sein können“, er bedauert sehr, dass sich Menschen anderer Konfessionen dadurch „verletzt“ fühlen. Aber gegenüber Kardinal Ratzinger habe er sich nicht durchsetzen können. Nun ist zwischen beiden Dogmatikern, in den 60er Jahren lehrten sie gemeinsam in Münster, ein Ökumenedisput ausgebrochen. Wie ihn der bayrische Chef der Glaubenskongregation jüngst in einem Artikel wiedergegeben habe, war nur „eine Karikatur meiner Auffassung“, meint Kasper. Beim Runden Tisch in Wien wird wohl genauer hingehört. Denn für den Schwaben sind die ökumenischen Bemühungen auch „kein Fingerhakeln“, bei dem der Partner „über den Tisch“ gezogen werden soll.