Kommentar von Walter Achleitner und Ernst Gansinger
Ausgabe: 2001/07, Kommentar,
13.02.2001
Gute Beziehungen
Er war ein Staatsgast wie ihn die Skination liebt: Wladimir Putin, der starke Mann im einst so gefürchteten Russland, erlebte die Idylle weißer Alpen. Geboten wurde ihm Politik zur Entspannung: Schnaps von Marketenderinnen, Wedeln mit Karl Schranz und lobende Worte des Bundeskanzlers ob seiner guten Kondition. Wen wundert es, wenn Bundespräsident Klestil zum Abschied meint: der Besuch habe „unerwartet stark zur Vertiefung der Beziehungen beigetragen“. Vor allem, weil ein Thema umgangen wurde: der Krieg in Tschetschenien. Ja, Außenministerin Ferrero-Waldner kann nach dem Staatsbesuch am Arlberg nicht einmal eine Auskunft darüber geben, wann die Menschenrechtsbeobachter der OSZE wieder in das zerschossene Tschetschenien zurück dürfen, wie Putin ihr das bereits vor einem Jahr versprochen hatte.
Es verdrießt
Der „Dialog für Österreich“ sei tot. Aus Enttäuschung darüber lege er alle kirchlichen Ämter nieder. So begründete kürzlich der ehemalige Sekretär der Bischofskonferenz und Wiener Domkapitular Msgr. Michael Wilhelm seinen Ausstieg. Kardinal Schönborn widersprach dieser Dialog-Diagnose nach der letztwöchigen Bischofskonferenz in Mariazell. Es gebe gute Gespräche in Rom zum Thema Bischofsernennungen und in den Dialoggruppen gehe es voran. Niemand hat sich schnelle Antworten Roms erwartet, viele aber hofften, dass wenigstens das rasch umgesetzt wird, was möglich ist. Das von manchen Bischöfen auch das nicht geschieht, verdrießt viele Gläubige wirklich.