Für die einen wurde er in den letzten Wochen zum viel-beklatschten „Helden“, für die anderen zum „Watschenmann“ – Hans Sallmutter.
Für die Vizekanzlerin und den Sozialminister ist Hans Sallmutter ein „Bremser“ und „Realitätsverweigerer“. Sie werfen ihm vor, als Präsident des Hauptverbandes der Sozialversicherungen notwendige Reformen verweigert zu haben. Der jüngste Rechnungshofbericht gibt ihnen nur teilweise Recht: Auch bei effizienterer Verwaltung und Ausnützung aller Sparpotentiale hätten die Krankenkassen ein Milliardendefizit. Da die Bevölkerung immer älter wird, steigen die Versicherungsleistungen stärker als die Beiträge. Hans Sallmutter hat darauf nur eine Antwort: die Erhöhung der Beiträge. Es ist für ihn unerträglich, dass in einem reichen Land die Solidarität zwischen Gesunden und Kranken durch höhere Selbstbehalte, Leistungskürzungen etc. aufgeweicht werden könnte.
Der 56-jährige Steirer Hans Sallmutter hat mehr als 25 Jahre in der Gewerkschaft gearbeitet. Er gehört sicherlich zu jenen „Linken“, denen der Kreiskysche „Versorgungsstaat“ zum Leitbild wurde. Deshalb legte er sich Mitte der 90er Jahre auch gegen die Budgetpläne der Regierung Vranitzky quer. Auch für die Genossen, die ihm jetzt zujubeln, war der Chef der mächtigen Privatangestellten-Gewerkschaft viele Jahre ein „Querkopf“, der die Zeichen der Zeit nicht verstand. Auch heute folgen sie ihm nur sehr zögerlich, wenn er – an der Seite der Kirche – engagiert für den arbeitsfreien Sonntag und für mehr Rechte der Ausländer eintritt. Vielleicht ist Hans Sallmutter auch deshalb so unbequem, weil er gegen alle neoliberalen Gesetze der Wirtschaft den Menschen im Blick behalten hat.
„Ausländer sind in vielen Belangen schlechter gestellt. Gleichberechtigung aber ist nicht eine Belohnung für Integration, sondern deren Voraussetzung. “ Hans Sallmutter