Kommentar von Hans Baumgartner und Walter Achleitner
Ausgabe: 2001/08, Kommentar
20.02.2001
- Kirchenzeitung der Diözese Linz
Ab nach Nordkorea
Wer nordkoreanische Kinder gesehen hat, wird doch nicht behaupten, dass Gratis- rindfleich aus der EU ein unmoralisches Angebot wäre: körperlich und geistig sind sie zurückgeblieben, weil ihre Eltern sie seit Jahren nicht ordentlich ernähren können. Die Lieferungen würden ganz bestimmt auch keinen lokalen Markt ruinieren – den gibt es im stalinistisch geprägten Land nicht. Und damit nicht alles Fleisch bei der Elite landen oder gar der Unterdrückungsapparat belohnt würde, müssten das Fleisch westliche Helfer verteilen. Ob jedoch Pjöngjang damit einverstanden wäre? Wenn schon nicht mit politischen Initiativen, so könnte Europa wenigstens mit Rindfleisch einen Beitrag zur politischen Entwicklung leisten. Denn vielleicht würde sich die Öffnung Nordkoreas zur Welt, die sich im Schneckentempo vollzieht, dadurch etwas beschleunigen.
BSE oder Penicillin?
Was gibt es heute zu essen: BSE oder Penicillin? fragten meine Töchter in den letzten Wochen wiederholt. Und man hört, dass der Scherz nicht ohne Krampf über ihre Lippen kommt. Trotz meiner Beteuerungen über die überzogene Fleischhysterie sind Obstknödel stark im Kurs gestiegen. Meine Töchter sind keine Ausnahme. 70 Prozent der Österreicher/-innen bewegt derzeit am meisten, dass sie nicht „mit Genuss“ ihren Tafelspitz oder Schweinsbraten essen können. Über die Folgen gibt es derzeit heiße Debatten: Darf man Fleisch, das keiner essen will, verbrennen? Seit vielen Jahren werden auch in Österreich täglich Tonnen von Lebensmitteln achtlos weggeworfen. Aufgeregt hat sich kaum jemand. Ob das jetzt anders wird? Schön wäre es.