Leitartikel von Hans Baumgartner, Kooperationsredaktion der Kirchenzeitungen von Linz, Innsbruck und Feldkirch
Ausgabe: 2001/09, Leitartikel, BSE, Moral, Deix
27.02.2001
- Hans Baumgartner
Der Karikaturist Manfred Deix hat EU-Kommissar Fischler neben Hitler im Blut watend dargestellt. Als Meister und Geselle bei der industriellen Massenvernichtung. Eine Entgleisung, die nicht nur Fischler Unrecht tut, sondern auch die Verbrechen der Nazis und das unermessliche Leid der Juden schändlich verharmlost. Trotz ihrer abstoßenden Geschmacklosigkeit bringt diese Karikatur eines zum Ausdruck: Die sinnlose Vernichtung von Rindern, die der Markt nicht brauchen kann, stößt bei vielen Menschen auf Empörung und Unverständnis.
Die EU-Kommission hat darauf auch reagiert. Sie hat es den Ländern freigestellt, ob sie an der Rinderaufkaufaktion teilnehmen wollen und wie sie – auf eigene Kosten – das überschüssige Fleisch „vermarkten“ wollen. Nun ist Österreich herausgefordert, eine ethisch vertretbare Lösung zu finden. Denn eines ist klar: Wenn die Konsumenten nicht bald verstärkt zum Rindfleisch greifen, ist ein Notprogramm unerlässlich. Die Tierproduktion lässt sich nicht auf Knopfdruck abstellen und nachwachsende Tiere brauchen Ställe und Futter.
Caritaspräsident Franz Küberl hat deutlich gemacht: Eine ethisch vertretbare Verwertung von Überschüssen, wie etwa die Verarbeitung zu Konserven für Katastrophenfälle, gibt es nicht zum Nulltarif. Und sie erfordert hohe Verantwortung, damit die Bauern in den Empfängerländern nicht ruiniert werden. Angesichts des lächerlichen Streites, wer die Kosten für die BSE-Tests, die uns allen nutzen, zahlen soll, ist zu befürchten, dass Ethik und solidarisches Handeln auf der Strecke bleiben.