Seit 14. März hat Graz einen neuen Bischof. Egon Kapellari wechselte vom Wörtherseean die Mur.
Die Hälfte seines Priesterlebens wirkte der gelernte Jurist und Theologe Egon Kapellari (65) in Graz, bevor er 1982 Bischof von Gurk-Klagenfurt wurde. Als Hochschulseelsorger und Hausherr in der „Leechburg“ prägte er Generationen von Studenten. Eine ganze Reihe heute führender Köpfe und origineller Denker in Politik, Wissenschaft und Medien sind unter seinen Fittichen herangereift. Er war für sie intellektuelle Herausforderung – und zuweilen auch Reibebaum für jene, die auf Eigenständigkeit drängten. „Kapellari bot uns eine ,Schule des Geistes‘, mit unseren Wehwehchen gingen wir meist zu anderen Seelsorgern“, meinte kürzlich ein ehemaliges Mitglied der Hochschulgemeinde.
„Bei den Leuten“ nannte Bischof Johann Weber sein Buch, in dem er von heiteren und ernsten Begegnungen mit den Menschen seiner Diözese berichtet. „Aber Bleibendes stiften die Dichter“ ist der Titel des jüngsten Kapellari-Buches mit geistlich-theologischen Reflexionen zu Texten bedeutender Autoren. Zwei verschiedene Welten und zwei sehr verschiedene Charaktere werden daran sichtbar. Auch wenn die Grazer „ihren“ Kapellari kennen und von da her auch mehrheitlich seine Ernennung begrüßen, werden sie sich mit dem Wechsel nicht ganz leicht tun – und umgekehrt wohl auch. Dazu kommt, dass in Graz an der langen Leine Webers ein selbstbewusst mitbestimmendes Kirchenvolk mit starken Gremien von Priestern und Laien und einer kräftigen Katholischen Aktion herangewachsen ist, während Kapellari seine Diözese mehr vom Bischofsstuhl aus geleitet hat.