Niemand hat es geplant. Kein Theologe und kein Werbestratege! In vielen Pfarren ist der Palmsonntag zum Tag mit dem höchsten Kirchenbesuch geworden. Dabei bekommt man an diesem Tag in den Kirchen keine leichte Kost vorgesetzt.
Das Evangelium vom Einzug in Jerusalem zunächst. Einige ertrugen es nicht, wie die Jünger Jesus zujubelten und forderten diesen auf, ihnen das Schweigen zu gebieten. „Wenn sie schweigen, werden die Steine schreien!“, antwortet Jesus. In den Kirchen bekommt man an diesem Tag ein weiteres, langes Stück zu hören: die „Leidensgeschichte unseres Herrn Jesus Christus“. Sollte man nicht Bekömmlicheres anbieten, um die Menschen nicht gleich wieder abzuschrecken, wenn sie schon einmal da sind?
Vielleicht ist es ein unbestimmtes Gefühl, dass es hier um den Kern des Lebens geht: Der unbedingte Einsatz Jesu für das Leben, sein Scheitern, Sterben. Und gerade darin – die Auferstehung. Vielleicht ist es eine Ahnung, dass trotz allem, was man an Kirche aussetzen mag, hier Lebensentscheidendes so zum Ausdruck kommt, wie man es in der Faserschmeichlersprache der Moderne nicht findet. Wo andauernd das Blaue vom Himmel verheißen wird und sich dieser Himmel doch nicht einstellt, gewinnt das trockene Brot der Christusbotschaft Geschmack.Wer weiß – vielleicht haben die Steine längst zu schreien begonnen.