Ausgabe: 2001/17, Orientierung, Kopf der Woche, Religionsprogramm, ORF, Fernsehen, Gerhard Klein, Klein, Religion,
24.04.2001
- Hans Baumgartner
Im ORF-Fernsehen gibt es mehr Religionsprogramm als je zuvor. Für Gerhard Klein ist das eine Antwort auf das steigende Bedürfnis nach religiöser Orientierung.
Orientierung bieten auf einem immer unübersichtlicher werdenden Markt von Sinnangeboten – darin sieht der Leiter der Religionsabteilung im ORF-Fernsehen, Gerhard Klein, eines der Hauptanliegen seiner Arbeit. Er weiß, dass das mitunter eine Gratwanderung ist: Einerseits ist die Religionsabteilung nicht Sprachrohr oder verlängerter Arm einer Kirche oder Religionsgemeinschaft, sondern wie jede andere ORF-Abteilung auch dem Auftrag zur objektiven Information verpflichtet, betont Klein. „Anderseits können wir uns nicht auf eine völlig neutrale Darstellung religiöser Phänomene beschränken. Deshalb bleibt es uns nicht erspart, neben einer soliden Information und der Darstellung von Zusammenhängen auch nach der Wahrheit und nach der Qualität religiöser Antworten kritisch zu fragen.“ Zwei Kriterien sind es vor allem, die Klein für die Beurteilung religiöser Phänomene und Entwicklungen für wichtig hält: „Wir versuchen, jede Religion an ihrem Ursprung (z. B. Jesus) sowie an ihrem humanen Ethos (Menschenrechte) zu messen.“
Wichtig ist Klein auch, religiöse Toleranz zu fördern, „dass wir uns als unterschiedliche Religionen aushalten und achten“. Und es ist ihm ein Anliegen, Religion nicht bloß auf ihre soziale Kraft zu reduzieren. Das lasse sich zwar im Fernsehen gut darstellen, aber Glaube ist mehr als eine „Olympiade der guten Taten“, sagt der 48-jährige Theologe und Vater von vier ministrierenden Töchtern.