Der wache Patriarch – Gregor III., Melkitischer Patriarch
Kopf der Woche
Ausgabe: 2001/18, Kopf der Woche, Gregor III., Patriarch, Griechenland, Antiochien, Melkiten
02.05.2001
- Walter Achleitner
Er ist der griechisch-katholische Patriarch von Antiochien – der Papst der Melkiten sozusagen. Dass Lutfi Laham gerade den Namen Gregor annahm, hat für ihn zwei gewichtige Gründe.
Vor einem Jahr, beim historischen Besuch von Johannes Paul II. in Jerusalem, konnte Lutfi Laham den Patriarchen aus Rom noch in seiner Kathedrale in Jerusalem begrüßen. Bei aller Freude bedauerte der Erzbischof damals, dass die Pilgerfahrt zu viele „lateinische“ und zu wenig orientalische Elemente geprägt haben. Am Samstag begrüßt erneut der polyglotte Kirchenmann den römischen Gast. Dieses Mal in der syrischen Hauptstadt Damaskus, vor deren Toren er 1933 geboren wurde. Und mittlerweile heißt er Gregor III., denn am 26. November 2000 wurde er zum Oberhaupt von rund drei Millionen Katholiken des byzantinischen Ritus gewählt. Einfacher werden sie „Melkiten“ genannt, weil sie immer als treu dem Kaiser (Melek) galten. Seit 1724, der Einheit mit Rom, ist Gregor der 21. griechisch-katholische Patriarch von Antiochien.
Warum seine Wahl auf Gregor fiel, begründet Laham zweifach. Er bedeute „der Wache“, und „ich möchte wachen und immer da sein für meine Kirche.“ Anknüpfen möchte er auch an Gregor II., der im 1. Vatikanischen Konzil eine besondere Stellung eingenommen hat. Aus ökumenischen Bedenken weigerte sich dieser, das Dekret von der Unfehlbarkeit zu unterschreiben – die Kirche des Ostens sei abwesend, neue Probleme würden damit entstehen. Dieser „Pionier der Ökumene“, wie Gregor III. ihn nennt, sei ihm Vorbild im Einsatz für die Einheit. Auch deshalb, weil die Christen eben nur gemeinsam überleben werden können im Nahen Osten.