Bundeskanzler Schüssel verkündete den Österreichern ausgerechnet am 1. Mai, dass sie in Zukunft nicht unter 65 Jahren in Pension gehen sollten. Gründe für diesen Appell – verschärfte Gesetze sollen in dieser Legislaturperiode nicht mehr beschlossen werden – gibt es mehrere: Obwohl das gesetzliche Pensionsalter für Männer 65 Jahre beträgt, ist das tatsächliche Pensionsantrittsalter von 1970 bis 1999 von 61,9 auf 58,4 Jahre gesunken (Frauen: von 60,4 auf 56,7 Jahre). Nur 29,2 Prozent der über 52-Jährigen sind erwerbstätig. Damit liegt Österreich deutlich unter dem EU-Durschnitt von 36,9 Prozent. Es führt ohne Zweifel zu einer Finanzierungskrise der Pensionskassen, wenn die Menschen immer früher in die Rente gehen, während sie gleichzeitig immer älter werden. Die seit Jahren sinkende Geburtenrate verschärft die Situation zusätzlich.
Die Politik reagierte auf diese Entwicklung nur zögerlich. Bis heute werden Probleme in der öffentlichen und privaten Wirtschaft mit Frühpensionierungen übertüncht. Die Anhebung des Pensionsantrittsalters erfolgte in unzureichenden Schritten, die mehr der Budgetnot als einer langfristigen Planung entsprangen und daher die Betroffenen überrollten. Die Sozialpartner haben es verabsäumt, rechtzeitig die Lebenslohnkurven zu korrigieren (mehr Geld für Junge, weniger Zuwächse für Alte). Das verdrängte Ältere aus dem Arbeitsmarkt. Heute gehen sie ab. Aber es ist zu wenig, nur nach ihnen zu rufen oder ihnen den Gang in die Pension zu versperren. Bildung, Motivation, altersgemäße Arbeitsplätze und ein offener Dialog über den Generationenvertrag sind gefordert.