Die Schulklassen, die am Donnerstag auf der Besuchergalerie des Parlamentes saßen, bekamen hautnah mit, dass die Demokratie eine Staatsform ist, mit der man mitunter viel Geduld haben muss – auch wenn es dazu keine bessere Alternative gibt. Es könnte allerdings der Demokratie insgesamt nicht schaden, wenn es ein besseres Verhalten der Parteien gäbe. Was soll man von Politikern halten, für die ein ausgehandelter Kompromiss am Tag danach das Papier nicht wert ist, auf dem er vereinbart wurde. Manche Schüler werden sich dabei wohl gedacht haben, dass die Einführung von Verhaltensregeln für Politiker noch dringlicher wären als der geplante Benimmkodex für Schulen. Noch tiefer als die Erschütterung über die Vertrauenswürdigkeit von Politikerworten dürfte allerdings die Erkenntnis wirken, dass die Strategie der Opposition wichtiger zu sein scheint als vernünftige Sachlösungen. Hans Baumgartner