Viele engagierte Menschen verhindern Distanz zur Pfarre
Ausgabe: 2001/46, Peuerbach, Alltag, St. Pius, Caritas, Randgruppen, Hl. Martin,
13.11.2001 - Judith Moser
Ein großes Pfarrgebiet bedeutet nicht, dass die Pfarre von den Menschen weit entfernt sein muss.
73 Ortschaften zählt die Pfarre Peuerbach – für Pfarrer Johann Padinger und Pastoralassistentin Veronika Kitzmüller heißt das, oft unterwegs zu sein. Besonders im Mai zu den Andachten.
Großes Kinderfest
Der Pfarrpatron, der heilige Martin, wird vor allem von den Kindern gefeiert. Beim großen Martinsfest müssen sich die Kinder und ihre Mitfeiernden auf beide Kirchen in Peuerbach verteilen, damit alle Platz haben. Die Kindergarten-Kinder in Peuerbach feiern ein eigenes Erntedankfest und eine Palmweihefeier an einem Wochentag. Sie gehen aber auch beim „großen“ Erntedankfest mit.
Die kleine Kirche neben der Pfarrkirche wird nicht nur als Ausweich-Kirche genutzt. Wochentags-Gottesdienste und Taufen werden dort gefeiert. Die geografische Größe heißt nicht, dass die Pfarre in den Dörfern nicht präsent ist. Viermal im Jahr erhält jeder Haushalt per Post das Pfarrblatt, gerade entsteht ein neuer Falter mit den Angeboten und Adressen der Pfarre, und jeder Haushalt bekommt eine Broschüre, die Informationen darüber enthält, was bei einem Todesfall zu tun ist.
Die Mitglieder des Sozialausschusses besuchen Pfarrmitglieder im Krankenhaus. Sie lassen auch Menschen nach einem Todesfall nicht allein. Ein paar Wochen nach dem Tod besuchen sie die Familie. Je nach Bedarf haben sie Zeit für Gespräche. So bleibt nicht das Begräbnis der einzige Kontakt zur Pfarre für die Angehörigen. Zu Allerseelen werden besonders jene Pfarrmitglieder eingeladen, die im Vorjahr jemanden verloren haben.
Gruppen in der Pfarre
Eine Besonderheit in der Kath. Frauenbewegung (KFB) sind die „Mütter-Gruppen“: Die Frauen in der Mütterrunde wechseln nicht, sondern treffen sich seit etwa zehn Jahren. Vor drei Jahren sind zwei weitere Mütter-Treffen entstanden: Team ’98 und Spielgruppe. Die KFB bäckt Brote für den Ostergruß der Pfarre: Am Gründonnerstag werden die Namen von Personen vorgelesen, die aus gesundheitlichen Gründen nicht in die Kirche kommen konnten. Nachbarn oder Angehörige bringen diesen Menschen dann das geweihte Brot mit nach Hause.Das Kath. Bildungswerk organisiert vor allem Veranstaltungen zu religiösen Themen. Derzeit ist ein Vortrag mit der Kath. Männerbewegung in Planung. Abt Martin Felhofer vom Stift Schlägl wird über „Christentum und Lebensfreude“ reden und danach eine Bierverkos-tung anbieten.
Steckbrief:
Die Pfarrkirche Peuerbach ist dem heiligen Martin geweiht. Bei Renovierungsarbeiten wurde das Relief (im Bild oben) gefunden. Es war übermalt. Das Relief aus Alabaster stammt aus dem 15. Jahrhundert, der Zeit des berühmten Astronomen Georg von Peuerbach. Es stellt eine Szene aus dem Leben des hl. Martin dar: Der Heilige teilt seinen Mantel mit einen Bettler. Heute befindet sich das Werk in der Wissenschaftlichen Studiensammlung der Diözese Linz.
Peuerbach wurde erstmals im 12. Jahrhundert urkundlich erwähnt. Entstanden ist die Pfarre allerdings schon früher, darauf weist der Patron – Martin – hin. Im 15. Jahrhundert wurde eine Kapelle neben der Pfarrkirche errichtet. Sie geht auf eine Stiftung zurück und ist der hl. Maria geweiht. Bei einem großen Brand im Jahr 1626 blieb die Kapelle als einziges Gebäude verschont. Die Pfarrkirche wurde bis etwa in die Mitte des 17. Jahrhunderts wieder aufgebaut. Somit ist die kleinere Kirche weitaus älter als die Pfarrkirche.
Die Pfarre Peuerbach hat etwa 5.200 Einwohner. Sie umfasst 73 Ortschaften aus drei Gemeinden: Peuerbach, Bruck-Waasen und Steegen.
Buntes Pfarrleben
Viele aktive Menschen – auch im Alltag
Die Pfarre ist um Integration bemüht. Nicht nur mit „Randgruppen“.
Im Pfarrgebiet liegt das Institut St. Pius der Caritas. Menschen mit körperlicher und geistiger Behinderung werden hier von Franziskanerinnen von Vöcklabruck betreut. St. Pius hat eine eigene Kapelle, die Schwestern helfen aber in der Pfarre mit. Ihr Seelsorger, Josef Doppler, kommt ebenfalls als Aushilfe. Einmal im Jahr feiern die Bewohner/innen von St. Pius und die Pfarrbevölkerung gemeinsam Gottesdienst in der Pfarrkirche, musikalisch gestaltet vom Chor von St. Pius.
Insgesamt klingen die Gottesdienste in Peuerbach sehr vielseitig. Es gibt den Kirchen-, Kinder- und Jugendchor, und dann noch „Ausnahmen“ wie die Aufnahmefeier der Ministrant/innen, bei der die älteren „Minis“ singen. In der Vorabendmesse am Samstag werden rhythmische Lieder gesungen.In der Pfarre gibt es zwei Volksschulen, die älteren Kinder müssen auspendeln. Die Pfarre kann sie gut integrieren. Für Schulabgänger/innen gibt es das Treff „Come In“. Und die 13- bis 14-Jährigen treffen sich als „Between“ – dazwischen; die Zeit zwischen Jungschar und Jugend.
Pfarrsplitter:
Nikoläuse
Sechs Frauen stellen sich in Peuerbach als „Nikolaus“ zur Verfügung. Sie sind mit Begleiterin zwei Tage lang unterwegs, um Kinder zu besuchen. Veronika Kitzmüller hat Texte für die Nikolausfeier aufgelegt, die sich viele vom Schriftenstand in der Kirche abgeholt haben.
Kalender
Den dritten und letzten Kalender mit Bildern von 44 Klein-denkmälern aus der Pfarre wird es für 2002 geben. Die erste und die dritte Ausgabe haben die Goldhaubenfrauen herausgegeben, die Ausgabe für 2001 hat die Pfarre zur Finanzierung der Friedhofs-Erweiterung nutzen können.
Im Fernsehen
Markante Gottesdienste werden ins regionale Kabelfernsehen übertragen. Eine Kamera ist auf einer Säule in der Kirche installiert und wird von der Sakristei aus geschwenkt. Regie über-nimmt jemand aus der Pfarre.
Ausflug-Messe
Wenn die Jugendlichen von Peuerbach einen Ausflug organisieren, bereiten sie auch die Sonntagsmesse vor. Sie gestalten die Messe am Ausflugsziel mit und können einige Geschichten erzählen, die sie dabei schon erlebt haben.
Über Grenzen
Seit 20 Jahren gibt es den Arbeitskreis für Entwicklungshilfe in der Pfarre. Er fördert den Verkauf von fair gehandelten Produkten, und durch seine Vermittlung unterstützt Peuerbach eine Partnerpfarre in Sri Lanka.