Altenfachbetreuer/in ist ein Beruf mit Zukunft, denn Österreichs Bürger/innen werden immer älter. Anerkennung in der Öffentlichkeit sowie gute Ausbildungbedingungen bieten gute Voraussetzungen dafür, dass sich auch weiterhin Menschen dafür entscheiden, eine Ausbildung für einen Pflegeberuf zu absolvieren, oder den Zivildienst im Altersheim zu leisten.
„Es wurden dafür zu wenig Vorkehrungen getroffen.“ – So befindet Martin König von der Arbeitsgemeinschaft der Alten- und Pflegeheime Oberösterreichs (ARGE) mit Blick auf den steigenden Bedarf an Pflegepersonal für alte Menschen.
Der Hintergrund der nun ziemlich lebhaft aufgeflammten Diskussion um die Pflegefachkräfte in der Altenbetreuung ist bekannt: Die alten Menschen werden mehr und älter und der Pflegebedarf steigt. So steigt in den nächsten zehn Jahren die Zahl der Menschen, die über 85 Jahre alt sind, um ein Drittel, darauf wies die ÖVP jüngst hin. In Oberösterreich werden 30.000 Menschen dieser Altersgruppe leben. In den Heimen, so kam bei einer Enquete der GRÜNEN zur Sprache, werden im Jahr 2011 zwei Drittel aller Heimbewohner/innen älter als 85 Jahre sein.Ende Februar 2002 kommen im Bildungshaus Schloss Puchberg auf Initiative der ARGE alle einschlägigen Ausbildungseinrichtungen von OÖ zu einem Gespräch zusammen und beraten: Was ist zu tun?
Viele sind ausgebildet
Josefine Mair, Geschäftsführerin der „Caritas für Betreuung und Pflege“ meint, dass es nicht zu allererst ein Problem zu geringer Ausbildungszahlen ist. Davon ist auch Brigitte Martin vom Büro Landesrat Ackerls überzeugt. In Oberösterreich fehlen nur etwa 130 Altenfachbetreuer/innen (bei Vollerwerb). Aber in den letzten zehn Jahren – so lange ist die Ausbildung in OÖ vorgeschrieben – wurden 4.800 Altenfachbetreuer/innen ausgebildet.
Zu wenig Anerkennung
Der Pflegeberuf sei aber so anstrengend, dass es, so die Vermutung der Caritas-Verantwortlichen Josefine Mair, zu einer hohen Abwanderung aus dem Beruf kommt. Dies müsste einmal genauer untersucht werden.Knackpunkte dürften die finanziell für viele belastende Ausbildung und geringe gesellschaftliche Wertschätzung inklusive niedriger Entlohnung sein. Es gibt viele erwachsene Frauen, die sich für den Pflege-Beruf interessieren, sagt Josefine Mair. Die Ausbildung an der Caritas-Fachschule umfasst 2.400 Stunden, jeweils zur Hälfte Praxis-einsätze und Theorie. Bis dato gab es für Praxiseinsätze keine Entlohnung. Künftig soll es einen Euro pro Stunde geben, darauf haben sich die katholischen Trägereinrichtungen geeinigt. Während der zweijährigen Ausbildung ist kaum Zeit, einem Erwerbseinkommen nachzugehen. Alleinstehende Frauen haben oft zusätzlich ein Versicherungsproblem. „Zwei Jahre ohne Geld, das ist der springende Punkt. Da müsste man den Frauen unter die Arme greifen“, gibt Josefine Mair eine Stoßrichtung des Nachdenkprozesses vor.
Weitere Lösungsansätze sind: Abendausbildungsmöglichkeiten, Teilzeit forcieren (ÖVP), Implacementstiftung in der Pflegeausbildung für Wiedereinsteigerinnen – derzeit 130 Personen (Land OÖ, AMS), – Stärkung der mobilen Dienste (Josefine Mair), vorausschauender barrierefreier Wohnbau, Anpassung der Wohnbauförderung (GRÜNE). Grundsätzlich wird von allen geteilt, was Frau Martin ausspricht: Pflegeberufe sind weiblich. Und die sind traditionell schlechter bezahlt. Der gesamte Sozialbereich müsste also aufgewertet werden.
Stichwort
Altenbetreuung
In Oberösterreich gibt es 11.500 Heimplätze für alte Menschen – die Steiermark im Vergleich hat weniger als 5.000.Die Caritas bildet etwa 50 Altenfachbetreuer/innen pro Jahr aus. In den verschiedenen oberösterreichischen Einrichtungen sind 650 Altenfachbetreuer/innen in Ausbildung.