Sie schienen aus der Mode gekommen – doch in jüngerer Zeit erwacht ein neues Interesse an den Wesen, die man Engel nennt.
Die Zeit, als Naturwissenschaften und Theologie immer mehr auseinander klafften, ließ ihnen kaum mehr Platz – diesen irgendwie überirdischen Flügelwesen, die man Engel nennt. Da zählten nur Dinge mit Bodenhaftung, die man zählen, wiegen und sehen kann. Nicht Gott, nicht Mensch, nicht Tier. Also abgehakt. Dietrich Bonhoeffer hat, als er in der Todeszelle auf die Hinrichtung wartete, ein eindrucksvolles Gedicht geschrieben. „Von guten Mächten wunderbar geborgen“ beginnt der Text. Bonhoeffer hatte zwar nicht Engel vor Augen. Aber was sollten Engel anderes sein? Inmitten der Lebensbedrohung waren die „guten Mächte“ für ihn stärker spürbar als die lebensbedrohenden Gewaltmächte der Schergen des Regimes. Gute Mächte, die über den sicheren Tod hinaus hoffen lassen.Am 29. September feiert die Kirche das Fest der drei Erzengel Gabriel, Michael und Rafael. Einige Tage später, am 2. Oktober, folgt das Schutzengel-Fest. In der Tat treten die Engel in der Schrift und Überlieferung der Kirche als die guten Mächte dem Menschen entgegen. Rafael war es, der Tobias half, den Fisch zu finden, mit dem die Augen des blinden Vaters geheilt werden sollten. Gabriel ist der Engel der Verkündigung. Als ob es Übersetzer bräuchte, die die großen Botschaften Gottes erst verständlich machten, treten die Engel in Erscheinung. So bringt Gabriel die Botschaft an Maria, dass sie einen Sohn bekommen wird. Engel bringen Menschen auf die gute Spur des Lebens. Nicht Hiobsbotschafter sind sie, sondern Eröffner und Begleiter des Lebensweges. Doch Engel sind auch Hüter. Michael, der Engel mit dem Schwert, bewacht den Baum des Lebens – und vertreibt Adam und Eva samt ihrer Sünde aus dem Paradies. „Wer ist wie Gott?“ bedeutet „Michael“ übersetzt. Engel führen Menschen hin zu Gott und bewahren sie auch vor dem Stolz, wie Gott sein zu wollen. Gute Mächte sind sie. Wegweiser des Glaubens. Der Glaube an Engel ist in der katholischen Kirche kein „gebotener“ Glaube. Aber sollte nur gut sein, was auch Vorschrift ist? Wer weiß schon so genau, was ist zwischen Himmel und Erde?