Georg schenkte Martina ein Bild, auf dem war ein Wolf. Der Wolf hatte ein silbergraues Fell, einen silbergrauen Schwanz und spitze Ohren.Der Wolf gefiel Martina. Sie schaute ihn an und es war, als schaute auch der Wolf sie an. Martina klebte das Bild auf einen Pappendeckel und dann schnitt sie den Wolf aus. Von allen Spielsachen hatte sie den Wolf am liebsten.Irgendwann verlor der Wolf ein Bein. Ein Ohr wurde geknickt. Ein Stück Schwanz fehlte. Martina spielte nicht mehr so oft mit ihm. Eines Tages legte sie ihn ganz unten in die Spielzeugkiste und vergaß ihn. Das war im Sommer. Es wurde Herbst und es wurde Winter. Der Weihnachtstag kam. Martina konnte den Abend nicht erwarten. Was für Geschenke würde sie bekommen? Eine Babypuppe mit Schlafaugen? Einen Baukasten, mit dem man Bagger und Autos und Flugzeuge bauen kann?„Räum die Spielzeugkiste auf, Martina!“, sagte die Mutter. „Dann wird es schneller Abend.“ Martina räumte die Kiste auf. Dabei fand sie den dreibeinigen Wolf. Auch das zweite Ohr war geknickt. Martina warf den Wolf inden Papierkorb.Am Nachmittag halfen Georg und Martina den Weihnachtsbaum schmücken. Dann halfen sie die Weihnachtskrippe aufstellen. Georg brachte Ochs und Esel herbei. Martina brachte die Hirten und Schafe. Sie legte das Christkind in die Krippe.Auf einmal musste Martina an den Wolf denken. Sie holte ihn aus dem Papierkorb. Der Wolf sah sehr traurig aus. Martina trug ihn zur Weihnachtskrippe.Martina stellte ihren Wolf mitten in die Schafherde. Sie lehnte ihn an ein Schaf, damit er nicht umfiel. „Jetzt bist du ein Weihnachtswolf“, sagte Martina. „Jetzt musst du nicht mehr traurig sein.“ Und wirklich – der Wolf schaute nicht mehr traurig aus.„Nimm ihn weg!“, sagte Georg. „Ein Wolf gehört nicht in die Weihnachtskrippe! Wölfe fressen Schafe!“„Meiner nicht!“, sagte Martina. „Weihnachtswölfe fressen keine Schafe. Und das Christkind freut sich bestimmt, wenn mein Wolf zu ihm kommt.“
Nach Käthe Reicheis aus: „Immer, wenn das Christkind kommt“, Edition G & G.