Im Mozartjahr 2006 erscheint Österreichmarke millionenfach in China
Ausgabe: 2005/21, Harrer, Dalai Lama, Briefmarke, Unterwegs für den Frieden, China, Heinz Stoff
25.05.2005
- Walter Achleitner
Schon 20.000 Briefmarken des Dalai Lama gelten als Gefahr für Wirtschaftsbeziehungen zwischen Wien und Peking.
„Es war der Hammer“, gesteht ein niedergeschlagener Heinz Stoff. Dabei ist der 65-jährige Pensionist, der sich seit Jahrzehnten für Menschenrechte in Tibet einsetzt, schon Widerstand gewohnt. Dass die Österreichische Post AG nun den Auftrag über 20.000 Stück der von ihm initiierten Briefmarke (Kasten unten) des Dalai Lama ablehnt, versteht er nicht: „Mir wurde schriftlich versichert, dass es seitens der Post sicher keinen Einwand geben werde. Sonst hätte ich mich nie auf dieses Abenteuer eingelassen.“
Nun hat es aber doch Einwände gegeben. Denn wie der Pressesprecher der Post AG, Michael Homola, bestätigt, wird der Auftrag ohne Angabe von Gründen abgelehnt. Ein Recht, das sich die Post sonst speziell für sittenwidrige Darstellungen vorbehält. Warum aber der am 27. April eingebrachte Auftrag über 100 Stück, Stoffs Test für den späteren Großauftrag, bearbeitet wird? „Darüber hat Herr Stoff eine Auftragsbestätigung erhalten“, sagt Homola. Weniger wortkarg hat zuvor ein Post-Mitarbeiter, der namentlich ungenannt bleiben will, Heinz Stoff über die Hintergründe informiert. Stoff: „Aufgrund sehr massiver Interventionen durch die chinesische Botschaft müsse die Post die Herausgabe meiner geplanten Dalai-Lama-Briefmarke absagen. Vor allem, weil die chinesischen Aufträge an die Post, seit der Absage der ursprünglich offiziell geplanten Dalai-Lama Sonderbriefmarke, erheblich angestiegen seien. Man habe dem Druck nicht Stand halten können.“ Ein Zusammenhang, den Homola nicht kommentiert. Doch in der Mai-Ausgabe der Zeitung „Post.Philatelie“ informiert der zuständige Leiter, Dr. Erich Haas, nach einem Arbeitsbesuch in Peking die Kunden über bevorstehende Pläne. Neben einer Briefmarke über „Feuerwerke in Hongkong und Wien“ (August 2006) wird zum Mozartjahr eine Gemeinschaftsbriefmarke mit der chinesischen Post aufgelegt. Zehn Millionen Mal wird ein Bösendorfer-Klavier die chinesische Ausgabe zieren. Heinz Stoff über die Post-Pläne: „Es kann und darf nicht sein, dass Profit über die Menschenrechte siegt!“ Von den Unterstützungsanrufen, die Stoff in den vergangenen Tagen erhalten hat, habe ihn einer besonders gefreut: „Ich verstehe nicht, dass sich die Post so devot verhält“, habe ihm Heinrich Harrer seine tiefe Enttäuschung über die Absage kommentiert. Der Lehrer und Freund des Dalai Lama, dessen Buch „Sieben Jahre Tibet“ vor über fünf Jahrzehnten das Tibet-Engagement von Heinz Stoff geweckt hat.
Unterwegs für den Frieden
Hintergrund
„Seit 1949 kämpft der Dalai Lama mit der Großmacht China“, schreibt Christian Schmidt in seinem Beitrag zum faszinierenden Fotoband „Unterwegs zum Frieden“. Damit fasst er zusammen, wofür „Kundun“ (Gegenwart), wie ihn respektvoll die Tibeter nennen, weltweit bekannt ist: „Friedlich und gewaltlos, weitgehend auf sich allein gestellt, diplomatisch äußerst geschickt und politisch insofern erfolgreich, als es ihm gelingt, das Interesse der Weltöffentlichkeit immer wieder auf sein kleines Land zu richten, politisch aber auch insofern erfolglos, als sein Streben nach mehr Autonomie für sein Land bis heute vergeblich geblieben ist. Eine Mehrheit der Staatspräsidenten und Premiers empfängt ihn inzwischen zwar freundlich, weiter geht ihr Engagement jedoch nicht.“
Neben heiteren Momenten, die Manuel Bauer als persönlicher Begleiter auf 30 Reisen fotografisch festgehalten hat, wird auch die traurigste Situation in seinem Leben angesprochen: als der 24-Jährige am 17. März 1959 in der Nacht seinen Palast in Lhasa verlässt. Seither lebt der religiöse und politische Führer seines Volkes im Exil in Indien und hat Tibet nie wieder betreten.
Unterwegs für den Frieden. Seine Heiligkeit der 14. Dalai Lama, 300 Seiten mit 200 Fotografien in Farbe und Schwarzweiß, DVA, 41,10 Euro.
Zum 70er des Dalai Lama
Zur Sache
Ursprünglich hätte es eine Sonderbriefmarke der Österreichischen Post zum 70. Geburtstag des Dalai Lama werden sollen. Nach dem Rückzieher der Post im November 2004 wollte Heinz Stoff dem 6. Juli 2005 dennoch mit einer Marke widmen (die Kirchenzeitung hat berichtet). Für die private Briefmarke (Meine.Marke) mit dem Bild des Friedensnobelpreisträgers von 1989 vor dem Berg Kailash langten innerhalb weniger Wochen über 20.000 Bestellungen aus aller Welt bei ihm ein.