Auch diese Glocke im Linzer Dom wird ab Herbst mit anderen Glocken der Linzer Pfarren zum Feierabend aufrufen.
Franz M. Glaser
Das Geläut von Kirchenglocken ist Bestandteil des pfarrlichen Lebens. Ihre Symbolik kann aber für den Alltag jedes Einzelnen von Bedeutung sein, wie eine Idee der Linzer Pfarren zeigen möchte.
Ob das „Zusammenläuten“ am Sonntagmorgen, das majestätische Dröhnen der Pummerin zu Jahreswechsel oder der metallisch-melodische Mittagsgruß im Radio – der Klang der Kirchenglocken gehört für die meisten Österreicher zum Alltag.
Feiertagsläuten
Dass der Glockenklang auch abseits von kirchlichen Feiern zum bedeutenden Symbol für die Bevölkerung werden könnte, das hoffen die Verantwortlichen der Linzer Pfarren. Ausgehend von einer Idee von Mag. Franz Salcher, Pfarrer in Linz-Guter Hirte, sollen ab kommenden Herbst alle Glocken der Linzer Pfarren an Samstagen um 17 Uhr den Feierabend, den Beginn der Sonntagsruhe, einläuten.
„Glocken sind ein wichtiges Signal der Unterbrechung“, erläutert Salcher die Idee. Als Vorbild dient ihm die alte ländliche Tradition des Feierabendläutens – ein Zeichen für Knechte und Mägde, ihre Arbeit niederzulegen.
„Der Sonntag wird immer mehr vermarktet, die Öffnungszeiten ausgedehnt“, so Salcher. Mit dem regelmäßigen Feierarbendläuten wolle man ein Zeichen dagegen setzen.
Kein christliches Symbol
Lange Zeit waren Glocken keineswegs ein Symbol der christlichen Kirche. Schon in vorchristlicher Zeit waren sie im Orient bekannt. Die Christen verwendeten in den ersten Jahrhunderten ihres Bestehens bei gemeinsamen Andachten keine Glocken. Der christliche Glaube war von vielen Regierungen verboten. Die Christen lebten im Untergrund und hielten ihre Gottesdienste heimlich ab.
Erst seit etwa 500 nach Christus dienen die Glocken auch kultischen Zwecken der christlichen Kirche: Ihr Läuten zeigt den Beginn des Gottesdienstes an und ruft die Gläubigen zusammen. Während des Gottesdienstes machen etwa Evangelium- und Wandlungsläuten die zu Hause Gebliebenen auf den Fortgang des Gottesdienstes aufmerksam.
Sonderfunktion als Wecker
Eine Funktion der Glocken, die an Bedeutung verloren hat, ist die der Zeitangabe. „Nur mehr in vier Linzer Pfarren schlägt die Glocke viertelstündlich“, sagt der Referent für Stadtpastoral Mag. Peter Zuber. Vereinzelt fühlen sich Anrainer durch den regelmäßigen Glockenschlag in ihrer Nachtruhe gestört. In Linz-Ebelsberg wird der Gong deshalb zwischen 22 und 6 Uhr abgesenkt.