Armer Engel, Paul Klee, Aquarell und Tempera auf Papier, 1939. Paul Klee: „Kunst gibt nicht das Sichtbare wieder, sondern macht sichtbar.“ AUS: BIBEL DER MODERNE.
Sie tun mir Leid: die Engel, die uns jetzt mit süßem Mund und strahlenden Augen im Dauereinsatz freundlich anlächeln. Immer müssen sie goldig, putzig und schön anzusehen sein. Sie blinzeln aus dem Fernseher, kreisen an Plastikschnüren befestigt im Einkaufszentrum, schmücken die Titelblätter der Zeitungen. Ihre Botschaft ist eintönig und trostlos: „Kauft!“ Armer Engel, Engel – noch traurig, Vergessener Engel – diese Titel tragen die Engel-Bilder von Paul Klee (1879–1940) . Der Künstler beschreibt den Menschen als ein Wesen „halb Gefangener, halb Beflügelter“. Besonders in seinem Spätwerk findet sich eine Serie von Engeldarstellungen. Klee thematisiert in diesen Bildern die Erfahrung von Einsamkeit, Gebundenheit und Abhängigkeit. Ins Heute gesprochen: eine Einsamkeit, eine Leere, die sich nicht durch Konsumgüter stopfen lässt. Eine Einsamkeit, die weh tut. Armer Engel. Und du, Mensch?