Nicht um Rechtschreibung, Mathematik oder Handwerken ging es für 100 Kinder am Freitag, 20. Jänner. Ihre Klassenzimmer tauschten sie gegen den Hörsaal der Katholisch-Theologischen Privatuniversität Linz. Der Stoff, um den es ging, war anspruchsvoll: der Himmel. Die erste Veranstaltung der „Kinderuni“ war für die jungen Hörerinnen und Hörer ein Erlebnis. Auch für die Lehrenden bedeutet dies eine Herausforderung. Die Sprache der Wissenschaft bedarf immer der „Übersetzung“ – für Erwachsene genauso wie für Kinder.
„Der Himmel hört nie auf“
Mit heftigem Klopfen wird Univ.-Prof. DDr. Monika Leisch-Kiesl im Hörsaal 1 begrüßt. Schließlich haben „Theo und Sophia“ gerade anschaulich erklärt, wie das so abläuft auf einer Uni. Ein bisschen wie in der Schule, aber auch wieder nicht. Die jungen Hörer/innen warten gespannt auf ihre erste Vorlesung: „Wie schaut es im Himmel aus?“. Der Bleistift ist gezückt. Los gehts.
ELISABETH LEITNER
„Auf der Uni können sich die Studierenden aussuchen, was sie hören wollen, und sie hören nur das, worauf sie Lust haben!“, mutmaßt Theo alias Prof. Michael Rosenberger. Ganz so ist es nun auch wieder nicht, muss Theo, der gemeinsam mit Sophia erklärt, wie es auf der Uni abläuft, zugeben. Aber – es stimmt. Auf der Uni ist man schließlich freiwillig. Zumindest von den hundert Hörer/innen, die am Freitag, den 20. Jänner bei der ersten Kinder-Uni an der Katholisch-Theologischen-Privatuni inskribieren, ist das anzunehmen.
Gespannte Atmosphäre im Hörsaal
„So ein junges Publikum hab ich noch nie gehabt“, ist auch die „Frau Professorin“ von ihrer großen und aufmerksamen (Zu-)Hörerschaft angetan. „Wie schaut es im Himmel aus?“, fragt Monika Leisch-Kiesl, Professorin für Kunst, bei ihrer ersten Vorlesung an der Kinderuni. Was sich Kinder unter dem Himmel vorstellen, ist wiederum ein ganzes Universum an Bildern und Gedanken.
Himmel ist ...
„Im Himmel kann man sich alles wünschen“, „Dort ist alles blau“, „Im Himmel gibt es ganz viele unmögliche, unvorstellbare Sachen“, so lauten die Wortmeldungen der jungen Hörer/innen. Die Mitarbeit der Erstsemestrigen beeindruckt. Ständig sind die Arme in der Höhe. „Der Himmel ist jetzt um uns“, „Der Himmel hört nie auf“. Himmel ist auch „wenn man verliebt ist ... oder zu Weihnachten“, sagen die Studierenden.
Eifrige Studierende mit Weitblick
Es zeigt sich: Auch Kinder zwischen sieben und zehn Jahren haben schon unterschiedliche Zugänge zu diesem Thema. Die verschiedenen Disziplinen wie Naturwissenschaft, Philosophie, Psychologie und Theologie klingen in den Antworten durch. Da sich soviele zu Wort melden, hat Prof. Monika Leisch-Kiesl allerhand zu tun. „Unsere Studenten sind nicht so eifrig wie ihr“, sagt sie mit einem Lächeln. Nicht alle können drankommen. Damit nichts verloren geht, sind alle eingeladen, mitzuschreiben, Notizen zu machen.
Von Kindern interpretiert
Bilder, bereits vorher von Kindern gemalt, werden während der Vorlesung an die Wand projiziert, dann folgen Fotografien, ein Mandala von Hildegard von Bingen, ein Werk von Pablo Picasso. Erstaunlich, was den Kindern dazu alles einfällt. Mit einem Thesenblatt und einem ordentlichen Geklopfe wird die Vorlesung nach einer Stunde beendet. Jetzt folgt – in fünf Gruppen aufgeteilt – ein Gang durch die Uni. Die Bibliothek mit 400.000 Büchern sorgt für Staunen. In der Kreativwerkstatt wird zum Thema „Himmel“ mit Fingerfarben gemalt. Der erste Uni-Tag neigt sich dem Ende zu. Ein nächster kommt. Bestimmt.
Warum gibt es die Welt?
„Himmel entsteht dort, wo Menschen zusammenhelfen“, meint eine junge Hörerin bei der Kinderuni. Kinder und ihre Fragen, Antworten, Erkenntnisse sind Thema bei der Kinder-Uni. Viele Menschen sind an diesem Projekt beteiligt: die jungen Studierenden, Lehrende (im Bild: Prof. Monika Leisch-Kiesl), Kinderuni-Assistent/innen, Uni-Personal, Religionslehrer/innen, die die Kinder anmelden, Eltern, die ihre Kinder zur Uni bringen. Doch eine Vorlesung ist zu wenig. Dazu sind viel zu viele Fragen offen. Was die Kinder noch wissen wollen, haben sie bei der Kinder-Uni verraten. Zum Beispiel:
Was macht man, wenn man im Himmel ist? Wann hört die Welt auf? Ist die Welt wirklich unendlich lang? Warum hat Gott die Welt erschaffen? Wie lange lebt man? Warum heißt Gott Gott? Warum sind Mama und Papa verheiratet?
Die nächste Vorlesung ist am 3. März. Es geht um Menschen und Beziehungen. Thema: „Warum lassen sich Eltern scheiden?“. Prof. Michael Rosenberger („Theo“) hält die Vorlesung. Am 31. März stehen fünf Seminare zur Auswahl und am 28. April wird nach der Vorlesung Sponsion gefeiert.