BILD: Wenn Stille (Silence) einen umfängt und Schweres trifft, müssen wir um Frieden ringen. Foto: Sabine Leutenegger
Friede, der vom Heiligen Geist kommt, nimmt uns unsere Sorgen. Freude und Frieden gehören zusammen.
FRÈRE RICHARD
Ist Sorglosigkeit eine Tugend? Ernsthafte und verantwortliche Christen müssen sich doch um ihre Familie, ihre Kirche und ihr Land und dazu noch um weltweite Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung sorgen! Wie würde es um uns stehen, wenn sich niemand um das alle Tage Nötige kümmern würde, wie zum Beispiel Martha es tat? Und doch hat Jesus ihre Schwester Maria, die ihre Sorgen vergaß, in Schutz genommen und ihre Entscheidung gelobt.
Es ist erstaunlich, fast ein wenig skandalös, dass der Heilige Geist nicht will, dass wir uns Sorgen machen. Aber es ist so: Jesus, Petrus und Paulus, alle vom selben Geist inspiriert, bekräftigen es. Jesus: „Sorgt euch nicht um euer Leben!“ Petrus: „Werft alle eure Sorge auf ihn!“ Paulus: „Sorgt euch um nichts!“ Aber was vermag uns von den Sorgen zu befreien? Es geht nicht darum, einfach leer zu werden. Das können nur ganz wenige Menschen. Aber wir können uns in Gottes Frieden hüllen lassen. Der Friede, der vom Heiligen Geist kommt, nimmt unseren Sorgen ihre schädliche und lähmende Kraft. Er hüllt uns in seinen Frieden, wie eine Mutter ihr besorgtes und unruhiges Kind in die Arme nimmt und in ihre Zuneigung hüllt. In diesem Sinn spricht der Kirchenvater Makarios, in dessen syrischer Muttersprache der Geist weiblichen Geschlechts ist, vom Heiligen Geist als der „gütigen und himmlischen Mutter“.
Gott will unser Glück
„Jesus, unsere Hoffnung, dein Evangelium gibt uns zu verstehen, dass auch in dunklen Stunden Gott will, dass wir glücklich sind. Und der Friede unseres Herzens kann den Menschen in unserer Umgebung das Leben schön machen“, schrieb Frère Roger. Er, der letzten Sommer tragisch ums Leben kam, war sich als alter Mann bewusst, dass uns Brüdern und vielen anderen, die ihn liebten, die Trennung schwer fallen würde. Deshalb betonte er gerade in den letzten Jahren seines Lebens immer mehr, wie sehr Freude und Friede zusammengehören. Gott will nicht, dass uns Traurigkeit bedrückt. Er gibt uns seinen Frieden, in dem auch schon ein tiefes Glück auf uns wartet, die Freude, die vom Heiligen Geist kommt.
Zurück zum Frieden
Wenn uns Schweres trifft, müssen wir innerlich darum kämpfen, um zum Frieden des Herzens zurückzufinden. Dabei wird es uns eine große Hilfe sein zu wissen: Gott will nicht, dass wir in Trübsal versinken. Er lädt uns ein, der kindlichen Freude, die tief in uns wartet, Raum zu geben. Friede, der tiefer Herzensfreude entspringt, hat eine unermessliche Ausstrahlung. Er verändert das Leben der Menschen um uns herum.
ZUR PERSON: Frère Richard
„Als ich mich vor vielen Jahren für das ganze Leben in der Communauté engagierte, bat ich, wie es unsere Texte vorsehen, um zwei Dinge: die Barmherzigkeit Gottes und die Gemeinschaft meiner Brüder. Beides wurde und wird mir gewährt. Dank Gottes Barmherzigkeit und Verzeihen bin ich von Neubeginn zu Neubeginn unterwegs. Und die Gemeinschaft meiner Brüder ist mein Zuhause geworden. Was aus mir ohne sie hätte werden können, weiß ich nicht. Ich weiß nur, dass unser gemeinsames Leben, Arbeiten und Beten meinem Glauben eine Art unbeschwerte Freude gibt.“
ÜBUNG
Welche Ereignisse, Worte und Begegnungen rauben mir den inneren Frieden? Wie kann ich zum Frieden zurückfinden?
Denke an Menschen in deiner Umgebung. Stell dir vor, wo und wann du ihnen begegnen wirst.
Suche still in dir nach den Worten oder Gesten, mit welchen du ihnen das Leben schön machen kannst.
Impuls von Frère Roger
„Heiliger Geist, du willst nicht, dass wir uns Sorgen machen, sondern du hüllst uns in deinen Frieden. Er macht uns bereit, jeden Tag als ein Heute Gottes zu leben. “
Frère Roger Schutz initiierte mit den Brüdern von Taizé den „Pilgerweg des Vertrauens“. An diesen wöchentlichen Treffen in Taizé nehmen tausende Jugendliche teil.
ZU GAST: Eine Tankstelle der Zuversicht
Es ist 15 Jahre her, dass Christine Falkensteiner aus Bad Ischl mit ihrem Mann Fred nach Taizé aufbrach. Sollte das Reiseziel nicht zusagen, so stand Paris als Ersatzziel am Programm. Den Ersatz brauchte es nicht. In einer Gruppe von rund 180 Erwachsenen erlebten Christine und Fred Falkensteiner eine Woche, die sich bis heute in die Erinnerung gegraben hat. Leute aus ganz unterschiedlichen Ländern und christlichen Konfessionen waren da. „Johannes der Täufer“ war das Thema dieser Woche, erinnert sich Christine. Es hat schon eine Zeit lang gedauert, bis sie in die Ruhe des Betens in Taizé hineingefunden hat, erzählt Christine. „Zurück sind wir in einem durchgefahren, so aufgeweckt waren wir nach diesem Erlebnis“, erinnert sich Christine.
Die Zuversicht wuchs
„Wir brauchen uns um die jungen Leute keine Angst machen“, erzählt Fred von dem, was er aus Taizé mitgebracht hat. Das gilt auch für die eigenen sechs Kinder – drei Söhne und drei Töchter. Die große Ernsthaftigkeit, die sie bei Jugendlichen – etwa aus Polen – in Taizé erlebt haben, hat diese Zuversicht gestärkt. Sie hält auch dann, wenn die eigenen Kinder nicht die konventionellen kirchlichen Wege gehen oder wenn sie sich gar von der Kirche distanzieren. Am Anfang schmerzte das, erzählt Christine, aber dann kam die Zuversicht, dass der Heilige Geist in der Jugend am Werk ist. Sie haben Werte, für die sie sich einsetzen, ist sie sich sicher.
Spiritualität der Versöhnung
In der Heimatpfarre Bad Ischl kommt ein Kreis regelmäßig zum Taizé-Gebet zusammen. Zu viert waren sie letzte Woche. Als besondere Herausforderung für den Alltag nennt Christine die „Spiritualität der Versöhnung“, die ja auch stark im Zentrum der Spiritualität von Taizé steht. Das ist eine bleibende Spannung im Leben. „Ich bin oft zu feige dazu“, meint sie. In ihrem Leben ist Christine Falkensteiner die Fokular-Bewegung wichtig geworden. „Da kommt bei mir etwas herüber“, sagt sie, wenn sie die monatliche Zeitschrift liest. Christine Falkensteiner vertritt das Dekanat Bad Ischl im Pastoralrat der Diözese Linz.