Der Innsbrucker Altbischof Reinhold Stecher beschreibt schlicht und in treffenden Bildern, was ihm persönlich der Rosenkranz bedeutet. Das Heftchen wurde innerhalb weniger Wochen zu einem Bestseller. Die KirchenZeitung bringt einige Passagen aus der Broschüre Stechers, um Lust „auf mehr“ zu machen.
Zunächst muss ich gestehen, dass ich sicher zu den Rosenkranz-Distanzierten gehörte. Ich habe ihn als Kind und Jugendlicher nicht gemocht. Wir haben den Rosenkranz als Kinder nicht gebetet, sondern überstanden. Und ich bezweifle bis heute, ob das gemeinsame Rosenkranzgebet der beste Einstieg ist.
Gebet der Stille. Schätzen gelernt habe ich den Rosenkranz als ein „Gebet der Stille“, eigentlich erfolgte der Gruß des Engels an das Mädchen von Nazareth auch in einer stillen Stunde, abseits vom Lärm und Treiben der Welt. Und doch war es eine große Stunde. Mir scheint, dass der Rosenkranz eine Vorliebe für ein leises Ambiente hat: Talwege der Heimat, eine Parkbank am Morgen, eine schweigende, leere Kirche, ein Sessel auf dem Balkon, eine Stunde im Krankenbett ...
Im Schützengraben. Gott hat mir in seiner Vorsehung stille Zeiten eigener Art verordnen müssen, damit ich den ungeliebten Rosenkranz entdecken konnte. Das war einmal das Schweigen der Einzelhaftzelle ... und eine andere Stille war die der Postenstände im Schützengraben. Beide Aufenthaltsorte kann ich nicht weiterempfehlen. Aber es könnte doch sein, dass Ihnen Gott im Leben auch einmal ein Abseits, ein Stück Auf-sich-Zurückgeworfensein zumutet. Das könnte nach der ersten Beklemmung eine Chance für vieles sein, auch für den Rosenkranz.
Geduld bringt Rosen. Ich vermute ja, dass es vielen so geht wie mir. Wir sind nun einmal sprunghaft-unruhig, nervös-unkonzentrierte Menschen des Augenblicks. „Momentanisten“ hat uns ein Verhaltensforscher genannt. Darum glaube ich, dass eine Gebetsform, die ein wenig dazu beitragen kann, uns in eine gewisse Ruhe hineinzubegleiten, zeitgemäß ist. Natürlich ist eine gewisse Geduld und Mühe dabei. Der Rosenkranz ist kein Sessellift, sondern ein Mountainbike der Frömmigkeit. Das geduldige, rhythmische Treten ist etwas beschwerlich, aber es bringt nach oben.
Information
Der Rosenkranz
Die Broschüre von Reinhold Stecher, Der Rosenkranz. Ein kleines Plädoyer, 23 Seiten, ist zu beziehen zum Preis von 2 Euro (zuzüglich Versandkosten):