Ausgabe: 2006/21, Stanislaw Dziwisz, Rampenlicht, Papst, Johannes Paul II., Krakau
23.05.2006
- Kirchenzeitung der Diözese Linz
Beim Polenbesuch von Papst Benedikt wird er eine zentrale Rolle spielen. In der polnischen Öffentlichkeit spielt er schon jetzt die erste Geige, was Vertrauen und Glaubwürdigkeit angeht – Kardinal Stanislaw Dziwisz.
HANS BAUMGARTNER
27 Jahre stand er als Privatsekretär von Johannes Paul II. diskret hinter dem Papst, nun wird er als Erzbischof von Krakau bei zahlreichen Auftritten neben Papst Benedikt stehen, wenn dieser Polen besucht. Bereits zwei Monate nach dem Tod von Johannes Paul II. wurde Stanislaw Dziwisz zum Oberhirten seiner Heimatdiözese ernannt und schon bei der ersten Runde von Kardinalsernennungen war er dabei. Es besteht kein Zweifel, Papst Benedikt schätzt den Mann, der seinem Vorgänger wohl am nächsten stand. Und er traut ihm eine bedeutende Rolle in der Kirche Polens zu. Die Bevölkerung tut das schon jetzt. Nach einer neuen Umfrage bewerten drei Viertel der Polen die öffentlichen Aussagen des konservativen und sozial engagierten Kirchenmannes als positiv. Er liegt damit vor allen Politikern.
Dziwisz wurde 1939 in der Nähe von Krakau geboren. 1966 wurde der junge Priester Sekretär von Erzbischof Karol Wojtyla. Mit ihm teilte er die Hobbys Wandern und Schifahren. 1978 ging er mit dem neu gewählten Papst nach Rom. Im Lauf der Zeit wurde der „diskrete Sekretär“ zu einem der mächtigsten Männer im Vatikan. Er verfügte über den Terminkalender und die Audienzliste des Papstes. Und in Rom wurde viel darüber gemunkelt, dass er so manchen über die „Hintertreppe“ zum Papst schleuste, darunter auch Würdenträger aus Österreich. Dziwisz stand neben dem Papst, als er angeschossen wurde, und er stand an seinem Sterbebett. Johannes Paul II. ist für ihn schon jetzt ein Heiliger.