Ausgabe: 2006/29, Kopf der Woche, Pat Patten, Engel, Baumgartner, Maasai, Missionar, Romero-Preis, Watschinger
19.07.2006
Der Notruf erreicht ihn per Funk. Ein Mädchen wurde von einer Hyäne angefallen. Er startet sein Flugzeug und rettet – wieder einmal – ein Leben. Für die Maasai ist P. Pat Patten der „fliegende Engel“.
HANS BAUMGARTNER
Seit 22 Jahren unterstützt die Aktion „Sei so frei – Bruder in Not“ der Diözese Innsbruck den US-amerikanischen Afrikamissionar Pat Patten. Heuer nominierte sie ihn wegen seines ungewöhnlichen persönlichen Einsatzes als Buschpilot und Missionar für den „Erzbischof-Romero-Preis“ 2006. Als die Zusammenarbeit begann, hatte Patten gerade eine gebrauchte Cessna gekauft, um damit im Grenzgebiet von Tanzania und Kenya einen fliegenden Medizinservice aufzubauen. Der legendäre Buscharzt und Priester Dr. Herbert Watschinger hatte den jungen Spiritaner-Missionar darauf aufmerksam gemacht, dass das Volk der Maasai praktisch keine medizinische Versorgung hat. Er wusste, dass Patten einen Flugschein hatte und er rechnete mit der Tatkraft seines Mitbruders.
Mann der Tat. Bei Besuchen in den Maasai-Dörfern konnte Watschinger Patten von der Notlage überzeugen. Viele Menschen starben an fehlenden Impfungen, an leicht heilbaren Krankheiten oder weil sie nach Verletzungen durch Tiere (am Rande der Serengeti) nicht ins Krankenhaus nach Wasso gebracht werden konnten. Heute steigen die zwei Maschinen des Medizinservices täglich auf, um in einem Gebiet, das halb so groß ist wie Österreich, regelmäßig die Maasai-Dörfer zu versorgen. Oft warten schon Hunderte Menschen auf sie. Ordiniert wird unter einem Baum oder in einer einfachen Lehmhütte. Täglich gibt es regelmäßige Funkzeiten für Notfälle.
P. Pat Patten: „Wie kann ich als Priester zu den Menschen von der allumfassenden Liebe Gottes und vom Recht auf Leben für alle sprechen, wenn rundherum so viele an leicht vermeidbaren Krankheiten und heilbaren Verletzungen zugrunde gehen?“