Etwa 28.000 Frauen und Männer sind in rund 3000 Pfarren in Österreich im Pfarrgemeinderat tätig. Hier erzählen fünf von ihnen, wie sie ihr ehrenamtliches Engagement mit Partnerschaft und Familienleben vereinbaren.
Ausgabe: 2017/44
31.10.2017
- Brigitta Hasch
Ohne Abstimmung mit der Familie geht es nicht, das bestätigen alle. Auch dass man sich privat und in der Pfarre auf ein Team verlassen kann, erleichtert diesen Vielbeschäftigten ihr umfangreiches Engagement.
Ausgezeichnet
Nach 30 Jahren im Pfarrgemeinderat Eggerding hat Elfriede Eßl schon viel Routine. „Trotzdem plane ich noch immer alles genau und möchte nichts am letzten Abdruck machen.“ Ein Vorkochen oder andere Hausarbeit mitten in der Nacht sind ihr nicht fremd. Für ihren Einsatz erhielt sie das diözesane Ehrenzeichen „Severinmedaille“. Auf die Unterstützung ihres Gatten konnte die Innviertlerin immer zählen und für die Kinder war es selbstverständlich, dass sie wegen abendlicher Sitzungen manchmal nicht daheim war. Den Firmunterricht verlegte sie für einige Jahre einfach in ihr eigenes Zuhause. „Mir macht es immer noch Spaß, weil wir eine gute Gemeinschaft haben.“ Ans Aufhören denkt Elfriede Eßl also nicht.
Familienzeit hat Priorität
Martin Lesky leitet das Freiwilligenzentrum Tirol-Mitte und hat selbst reichhaltige Erfahrungen mit dem Ehrenamt. „Natürlich gibt es auch Konfliktfelder, besonders wenn kleine Kinder da sind und man sich vermehrt um die Familie kümmern will. In dieser Zeit steckt man gerne beim Ehrenamt zurück, und das sollte auch so akzeptiert werden.“ Er selbst hat dies bei der Bergrettung so gemacht, für seine beiden großen Kinder. In der Pfarre Sistranz bei Innsbruck, wo er viele Aufgaben im Pfarrgemeinderat überhat, reduzierte er für seine jüngste Tochter die Tätigkeiten und das wurde auch so goutiert. „Grundvoraussetzung für jedes Ehrenamt ist, dass die Partnerin oder der Partner gut damit leben kann. Oft kann man sich auch ergänzen. Er ist da, sie dort engagiert, ein Erfahrungsaustausch ist eine Bereicherung.“ Martin Lesky hat auch vielfach beobachten können, dass der Einsatz für die Gemeinschaft von Kind an wächst. „Manche haben das sozusagen mit der Muttermilch aufgesogen und erleben von klein auf, wie erfüllend es ist.“
Straffer Tagesablauf
Auch Sigrid Weber ist eine erfahrene Ehrenamtliche. Begonnen hat sie damit allerdings bei der Feuerwehr. Ebenso wie ihr Mann ist sie aber nun im Pfarrgemeinderat, er als Obmann, sie im Seelsorgeteam, zuständig für Liturgie. „Für mich ist das ein guter Ausgleich zu meiner Arbeit als Kindergärtnerin. Mithilfe der anderen konnte ich in die Pfarre so richtig hineinwachsen. Wenn ich Hilfe benötige, kann ich jederzeit darum bitten, unser Diakon gibt uns totale Rückenstärkung und die positiven Rückmeldungen sind einfach eine Motivation“, so die Hagenbergerin.
Netzwerker
Für den Pfarrkirchner Hannes Hofmüller ist es wichtig, dass das Seelsorgeteam gut zusammenarbeitet. Nicht nur er, auch seine Gattin und die Kinder sind in der Pfarre im Einsatz, „aber bei uns gibt es keine Rufbereitschaft. Ich darf auch einmal nicht dabei sein.“
Gerade weil ich Kinder habe
Julia Kaineder ist 32-jährige Mutter von drei kleinen Kindern und unterrichtet Religion in der Volksschule. Das hat sie aber nicht davon abgehalten, heuer erneut für den Pfarrgemeinderat zu kandidieren. „Eine sehr große Hilfe sind meine Eltern und mein Mann“, erzählt sie. Im Seelsorgeteam der Pfarre erlebt sie ein großes Geben und Nehmen, „jeder versucht sein Bestes. Wenn einer einmal nicht kann, springt ein anderer ein. So kann man auch immer wieder auftanken.“ Die junge Dietacherin sieht sich als Wegbereiterin für die nächste Generation. „Ich lebe meinen Kinder Gemeinschaft vor. Im Kinderchor, den ich leite, sind die beiden Großen schon selbst dabei. So erleben sie, wie es ist, sich einzubringen, und sind stolz darauf.“