Rein biologisch betrachtet ist der Mensch ein tagesaktives Wesen. Kein Wunder also, dass die kurzen und lichtarmen Wintermonate oft einen schlechten Einfluss auf Gemüt, Gesundheit und Aktivitäten haben.
„Diese kurzen Tage machen mich ganz fertig. Wenn es schon um 4 Uhr nachmittags dunkel ist, bin ich dauernd müde und habe zu gar nichts mehr Lust“. Es gibt kaum jemanden, der völlig problemlos durch die Wintermonate kommt. Die Beschwerden reichen von Lustlosigkeit bis hin zu echten Depressionen. Und die sind keine Einbildung. Schon Hippokrates (460–370 v. Chr.) wusste, dass der Mensch vom Licht beeinflusst wird. Er kam zu dem Schluss, dass Bewohner sonniger Regionen einen positiveren Charakter und klarere Stimmen haben, dass sie fröhlicher sind und seltener krank.
Innere Uhr
Fast alle normalen Abläufe und Funktionen des menschlichen Organismus stehen in Verbindung mit dem tägliche Hell-Dunkel-Zyklus, also dem Lauf der Sonne. Der Wach-Schlaf-Rhythmus, der Aufmerksamkeitspegel, die Körpertemperatur, Puls, Blutdruck, ja sogar der Harnfluss werden durch diese innere Uhr gesteuert. Das Licht beeinflusst dabei den Körper direkt über die Netzhaut des Auges. Neben den bekannten Stäbchen und Zäpfchen befinden sich dort nämlich Pigmente, die Impulse an das zentrale Nervensystem weiterleiten, dort für die Produktion des Hormons Melatonin sorgen und somit die innere Uhr regeln.
Im Einklang
Die menschlichen Abläufe funktionieren etwa im 24-Stunden-Takt und sind normalerweise gut aufeinander abgestimmt. So nimmt am Ende der Schlafphase die Körpertempertur zu, der Spiegel des Hormons Melatonin sinkt, damit steigen Blutdruck und Puls – der Mensch wird wach. Im Laufe des Vormittags geht der Aufmerksamkeitspegel nach oben – das Gehirn ist jetzt gut aufnahmefähig. Die Körpertemperatur ist hingegen erst gegen 16 Uhr an ihrem Höhepunkt. Hier liegt auch der Grund, warum Fieberkurven bei kranken Menschen um diese Zeit ansteigen. Am Abend geht der Melatoninspiegel wieder in die Höhe, der Körper bereitet sich aufs Schlafen vor.
Störfaktoren machen krank
Werden einzelne Faktoren durch äußere Einflüsse gestört, kommt eine Disharmonie auf, der Körper reagiert mit Unwohlsein und Krankheit. Bekannte und häufige Störgrößen sind Schichtarbeit und der „Jet-Lag“, also die Überschreitung von Zeitzonen bei Langstreckenflügen.
Künstliche Lichtquellen
Mit der Erfindung des elektrischen Lichts hat der Mensch eigentlich die größte Störquelle für die innere Uhr geschaffen. Der natürliche Tag-Nacht-Rhythmus machte immer mehr einer 24-Stunden-7-Tage-Gesellschaft Platz, viele Menschen reagieren darauf mit Krankheit und Antriebslosigkeit. Im Gegenzug versucht man gerade mit diesem künstlichen Licht verschiedene Krankheitsbilder zu mildern. Lichttherapien werden zum Beispiel bei Schichtarbeiter/innen erfolgreich eingesetzt. Aber auch mit speziellen Beleuchtungskörpern und sogenannten Taglichtquellen kann man am Arbeitsplatz und daheim den winterlichen Lichtmangel etwas ausgleichen. Sie sollen wacher und aktiver machen.
Lichtfarbe und Lichtstärke
Kühles, helles, neutralweißes Licht aktiviert. Also sollte man in Bad und Küche, aber auch am Arbeitsplatz, Lichtquellen mit mehr als 5000 Kelvin einsetzen. Zwei bis drei Stunden vor dem Schlafen ist es gut, die Lichtstärke mittels Dimmer zu reduzieren und ein eher warmes Licht, bis 2900 Kelvin, zu benutzen. Moderne Leuchten können schon beide Lichtfarben wiedergeben. Ein Spaziergang in der Sonne ist allemal das Beste, auch wenn es stellenweise, etwa in schattigen Tälern, nicht so einfach ist, die Sonne zu finden. Das norwegische Dorf Rjukan wollte das nicht hinnehmen: Dort scheint seit dem Aufstellen eines riesigen Spiegels auch im Winter wieder die Sonne.