„Mutiger einmischen und mit Reformen Profil gewinnen“
Alle Jahre wieder kommt im Jänner die Kirchenstatistik, die aber wenig über die öffentliche Stellung der Kirche aussagt. Die Erzdiözese Salzburg hat in einer jetzt präsentierten Studie den Ruf der Kirche in der Öffentlichkeit erforschen lassen. Besonders interessant sind die Schlussfolgerungen.
Berichten die weltlichen Medien nur über kirchliche Skandale? Nach den Ergebnissen der Studie, die unter der Leitung des Kommunikationswissenschaftlers Mark Eisenegger von Jörg Schneider und Mihael Djukic an der Universität Salzburg erstellt wurde, stimmt das so nicht. Auch in den ersten Jahren des Pontifikats von Benedikt XVI. wurde in österreichischen Medien im Durchschnitt neutral bis positiv über die Kirche berichtet. Der Einbruch ins Negative kam dann mit dem Skandal um die Piusbruderschaft und – noch stärker – im Zusammenhang mit den Missbrauchsskandalen. Seit der Wahl des neuen Papstes ist aber auch der Franziskus-Effekt in der Medienberichterstattung klar zu sehen: Die Kirche hat deutlich an Reputation in der Medienberichterstattung zugelegt.
Skandale
Das ist nur eines der Ergebnisse, welche die vergangene Woche präsentierte Studie zu Tage gefördert hat. Manche Ergebnisse sind wenig verwunderlich – wie etwa der Zusammenhang zwischen der Berichterstattung über Skandale und das Hinaufschnellen der Austrittszahlen, die sich mittlerweile eingependelt haben – wenn auch auf hohem Niveau.
Defizite
Wo die Studie genau hinblickt, werden Defizite sichtbar, wenn es heißt, die Kirche thematisiere jene Bereiche ihres Wirkens zu wenig, die eindeutig positiv ankommen, wie Sinnstiftung oder die Arbeit der Caritas. Stattdessen gehe es in den Medienberichten oft um Strukturen oder Personalentscheidungen und weniger um eine Auseinandersetzung mit Inhalten. Die Salzburger Studie hat sich aber nicht nur mit der Medienberichterstattung auseinandergesetzt, sondern auch eine repräsentative Umfrage in der österreichischen Bevölkerung gemacht. Hier wird es besonders heikel: Die Kirche verliere bei der allgemeinen Bevölkerung die frühere Reputation, sagen die Forscher. Verbote stünden oft im Vordergrund. Sogar von der Wahrnehmung als „Fremdkörper“ ist in diesem Zusammenhang die Rede. Es seien vor allem Menschen, die in der Kirche aktiv sind, welche die positiven Angebote wie Gemeinschaft oder Spiritualität wahrnehmen würden.
Reformen
Univ.-Prof. Mark Eisenegger plädiert daher für ein klareres Profil der Kirche, die sich auf Basis der christlichen Ethik stärker in den gesellschaftlichen Diskurs einmischen solle, auch wenn dies mehr „Reibung“ erzeuge: „Tragen Sie Ihre Botschaft mutiger nach außen.“ Selbst bei Bezugnahmen auf Christus sei eine Zurückhaltung in der Kirche zu spüren, kritisiert der Wissenschaftler. Es bestehe zudem eine Erwartungshaltung, dass die Kirche den Bedürftigen ihre Stimme gibt. Mit „klarerem Profil“ ist aber keine kantige Gegnerschaft gegen alle Erneuerung gemeint. Gerade kirchliche Reformen könnten Profilschärfe bringen: „Diese Erwartungshaltung überall dort zu bedienen, wo dies im Einklang mit dem Kern der christlichen Ethik ist, würde zur Profilierung beitragen“, sagt Eisenegger.